Bunte Feuerwerkskörper mögen schön aussehen, sind aber für die Natur eine nachhaltige Belastung. Dies geht aus einer neuen Untersuchung hervor, die das Verhalten von Tierarten nach der Silvesternacht untersuchte. Der Stress der Böllerei lässt demnach manche Wildgänse bis zu 500 Kilometer vor dem Neujahrsspektakel fliehen.
Stress und Panik als Reaktion auf Pyrotechnik
Die Neujahrsnacht ist nicht nur für Haustiere mit enormem Stress verbunden. Dass auch Wildtiere mit den Folgen der Pyrotechnik zu kämpfen haben, zeigt die Studie, die im „Journal of the Society for Conservation Biology“ veröffentlicht wurde. Sie untersuchte die Auswirkungen des Feuerwerks zu Silvester auf Wildgänse in Europa.
Beobachtet wurden dabei vier verschiedene arktische Gänsearten, die ihren Winter im Norden Europas verbringen. Acht Jahre lang haben Forschende des Max-Planck-Instituts in Konstanz und des niederländischen Instituts für Ökologie das Verhalten von Wildgänsen um die Silvesternacht studiert. Hierfür werteten die Biologen Bewegungsdaten von 347 Wildgänsen mithilfe von GPS-Daten aus. Die Ergebnisse der Studie zeigen signifikante Veränderungen im Verhalten der Tiere zwischen Neujahr und dem 12. Januar.
So kehren die Vögel normalerweise für mehrere Nächte in die gleichen Gewässer zurück, um dort beim Ausruhen auf der Wasseroberfläche Energie zu sparen. In der Silvesternacht jedoch ändert sich das Verhalten der Tiere und gegen Mitternacht fliehen sie in weniger dicht von Menschen besiedelte Gebiete. Eine Autorin der Studie bezeichnet die Entwicklung, bei der die Vögel bis zu 150 Meter höher und 16 Kilometer weiter flogen als üblich, als „schockierend“.
Feinstaubbelastung und Anstrengungen
Das Forscherteam stellte zudem fest, dass einige Tiere sogar Distanzen von bis zu 500 Kilometern bewältigen; Distanzen, die üblicherweise nur während eines Zuges zurückgelegt werden. Dadurch verkürze sich die Nachtruhe der Tiere erheblich und sie benötigen lange Zeit, um sich vollständig von der Nacht zu erholen. Es wurde zudem beobachtet, dass die Tiere in der Zeit nach Neujahr deutlich mehr fraßen und sich weniger bewegten. Bei Tieren, die in Gebieten mit wenigen Nahrungsquellen überwintern, könnte diese Entwicklung laut der Wissenschaftler problematisch werden. Auch die Feinstaubbelastung durch den Qualm des Feuerwerks steigt in den Ruhezonen der untersuchten Wildgänse in der Silvesternacht um 650 %.
Laut den Biologen würden auch andere Tiere in der Zeit um Neujahr leiden. Schon wenige Knaller zu Silvester würden etwa ausreichen, um Tiere enorm zu verängstigen. Besonders nah an Städten heimische Tiere wie Rehe oder Füchse sind betroffen. Die Autoren der Studie und Tierschutzverbände sprechen sich seit Langem dafür aus, eine Regelung gegen das Böllern in der Nähe von Naturschutzgebieten und Wäldern einzuführen.
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