Aktuell diskutiert die Europäische Union erneut über ein Verbot des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat. Die Nutzung des Herbizids ist schon lange umstritten und Klimaschützer warnen davor, die Substanzen in der Natur anzuwenden.
Pünktlich zu diesen Diskussionen veröffentlichte ein Team aus Wissenschaftlern eine Studie, die belegt, dass das Mittel an Fehlbildungen bei Amphibien schuld ist. In ihrer Veröffentlichung beschreiben die Forscher, dass sie es für möglich halten, dass diese Art von Substanzen außerdem auch an dem Amphibien- und Insektensterben schuld sein könnte. Ihre Ergebnisse teilten sie über das Wissenschaftsmagazin Ecotoxicology and Environmental Safety.
Weitreichende Untersuchungen an Kaulquappen belegen massive Fehlbildungen
Glyphosat wird häufig in der Landwirtschaft genutzt, um Pflanzen vor Unkraut und Schädlingen zu schützen. Doch das Mittel ist umstritten. Möglichen Hinweisen, ob das Pflanzenschutzmittel nun schädlich ist oder nicht, ist das fünfköpfige Team hinter Hannah Flach nachgegangen. Erste Ergebnisse erhielten sie bereits aus einer Studie aus dem Jahr 2022, die Fehlbildungen bei Amphibienlarven feststellte.
Für ihre Studie untersuchte die Forschungsgruppe nun Kaulquappen, die mit dem Pflanzenschutzmittel behandelt wurden. Die Forscher beschreiben den Ablauf ihrer Untersuchungen wie folgt:
„Wir untersuchten die Auswirkungen von Glyphosat (GLY) auf die frühe Embryogenese. Die Embryonen wurden mit unterschiedlichen GLY-Konzentrationen in Sechs-Well-Platten behandelt (15 Embryonen in einem Zwei-Zell-Stadien pro Brunnen, 5 ml Lösung).“
Die Ergebnisse waren für die Forscher eindeutig und erschreckend zugleich. Die mit Glyphosat behandelten Kaulquappen zeigten bei ihrer weiteren Entwicklung teilweise massive Fehlbildungen. Beispielsweise waren das missgebildete Hirnnerven, ein verkümmerter Körper, ein zu kleines Herz oder einen missgebildeten Schwanz.
Erste Fehlentwicklungen waren bereits bei einer sehr geringen Dosis zu beobachten. Je stärker das Mittel dosiert wurde, desto schwerer vielen auch die Fehlbildungen aus. Eine niedrige Dosis lag für die Wissenschaftler in ihrem Fall bei 0,1 Milligramm pro Liter.
Löste das Pflanzenschutzmittel das Amphibiensterben aus?
Aufgrund ihrer Ergebnisse geht das Team davon aus, dass die Pflanzenschutzmittel, die täglich in der Natur und dem Ackerbau genutzt werden, für das Amphibiensterben verantwortlich sein könnten. Dieser Prozess zeigt sich nur langsam, denn jedes Jahr entwickeln sich durch diese Mittel weniger Amphibien weiter. Was im Anschluss zu einem dezimierten Bestand führt.
Des Weiteren betonen die Wissenschaftler, dass diese Auswirkungen des Glyphosats nicht nur auf die Tiere wirken. Auch Menschen, die damit regelmäßig in Berührung kommen, befinden sich ihrer Meinung nach in Gefahr. Hannah Flach argumentiert mit bisherigen Ergebnissen:
„Die Internationale Agentur für Krebsforschung stufte Glyphosat 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, aber diese Schlussfolgerung wurde von der Europäischen Chemikalienagentur nicht bestätigt. Dies zeigt, wie sich die Meinungen über die Gefahren von Glyphosat zwischen den Regulierungsbehörden unterscheiden und wie wichtig weitere Forschung in diesem Bereich ist, um die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Umwelt zu schützen.“
Die Forschungsgruppe schließt ihre Studie mit einigen warnenden Worten ab, sie wünschen sich, dass die Politik und die Landwirtschaft endlich etwas gegen den hohen Verbrauch des Glyphosats tun.