Die Bereitschaft zur Impfung ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein Schlüsselthema der öffentlichen Gesundheit. Immer wieder weigern sich Impfskeptiker allerdings, die wichtigen Vakzine anzuwenden. Nun schlägt eine neue Studie einen konkreten Ansatz vor, wie Impfskepsis überwinden werden könnte: Empathie. Die Studie wurde im Journal Health Psychology veröffentlicht.
Empathie sorgt für positive Reaktionen
Wissenschaftler der Universität Bristol haben herausgefunden, dass ein empathischer Umgang mit Fehlinformationen zu einer signifikant positiveren Haltung gegenüber Impfungen führen kann. In einer internationalen Studie, die erstmals die Wirkung von empathischen Gesprächen mit impfzögernden Patienten untersuchte, stellte sich heraus, dass dieses Vorgehen nicht nur die Einstellung zum Impfen verbessern, sondern auch das Vertrauen in das Gesundheitspersonal stärken kann.
Dr. Dawn Holford, leitende Forschungsmitarbeiterin in Psychologie an der Universität Bristol, erklärt in einer Pressemitteilung: „Obwohl wir damit gerechnet haben, dass Menschen allgemein positiver auf einen empathischen Ansatz reagieren, war es überraschend, wie viel größer die Vorliebe für diesen Kommunikationsstil unter denen war, die Bedenken gegenüber Impfungen äußerten.“
Die Forscher führten für ihre Studie eine Befragung mit über 2.500 Teilnehmern aus dem Vereinigten Königreich und den USA durch. Dabei wurden verschiedene Kommunikationsstile miteinander verglichen: die direkte, faktische Kommunikation und ein neuartiges dialogbasiertes Verfahren, das die Ansichten der Patienten empathisch einbezieht und gleichzeitig falsche oder irreführende Argumente gegen das Impfen entkräftet.
Deutliche Verbesserung der Impfquote
Die Ergebnisse zeigten, dass insgesamt eine Vorliebe für den neuen Ansatz, das sogenannte empathische widerlegende Interview, bestand – und diese Reaktion war bei den Impfskeptikern am stärksten, die es überzeugender fanden als eine Präsentation reiner Fakten. Die Mehrheit der Teilnehmer, die das empathische widerlegende Interview erlebt hatten, gaben auch an, offener dafür zu sein, das Gespräch mit einem Gesundheitsfachmann fortzusetzen, und etwa 12 % waren eher bereit, sich impfen zu lassen, verglichen mit den Teilnehmern, die den faktischen Ansatz erhielten.
In diesem einfühlenden Gesprächsansatz wird ein vierstufige Prozess angewandt, bei dem zunächst die Gedanken und Bedenken des Patienten zum Thema Impfung erörtert werden, um seine Motivationen und Vorbehalte zu verstehen. Anschließend wird durch die Bestätigung der Gefühle und Bedenken des Patienten Vertrauen aufgebaut. Darauf folgt eine maßgeschneiderte Erklärung, um Missverständnisse zu entkräften und eine wahrheitsgemäße Alternative zu fehlerhaften Überzeugungen zu bieten. Abschließend werden relevante Fakten über Impfungen bereitgestellt, wie zum Beispiel ihre Vorteile für den Einzelnen durch Schutz vor Krankheiten sowie der kollektive Schutz anderer durch die Reduzierung der Verbreitung und den Aufbau von impfinduzierter Herdenimmunität.
„Unsere Studie zeigt, dass es möglich ist, Vertrauen zu gewinnen und Meinungen zu ändern, wenn wir die Bedenken der Menschen ernst nehmen und unseren Ansatz darauf abstimmen, ihnen zu helfen, informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen“, so Dr. Holford. „Das ist sehr ermutigend, insbesondere angesichts des wachsenden Einflusses von Fehlinformationen und Fake News weltweit.“
Die Forscher arbeiten nun an konkreten Schulungstools und Programmen, die die Anwendung dieser Gesprächsstrategie an Gesundheitsfachkräfte auch in Deutschland vermitteln soll.
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