Naturschutzmaßnahmen sind wirksam und können den Rückgang der Artenvielfalt nicht nur aufhalten, sondern sogar umkehren. Dies ist das Ergebnis einer umfassenden Analyse, die am vergangenen Donnerstag im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde.
186 Studien untersucht
Die Studie, die von der Organisation Re:wild durchgeführt wurde, untersuchte die Wirksamkeit verschiedener Naturschutzinterventionen weltweit über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert. Dabei analysierten die Forscher 186 Studien mit insgesamt 665 Versuchen, die sich mit dem Einfluss von Schutzmaßnahmen auf Arten, Ökosysteme und genetische Vielfalt befassten.
„Wenn man nur den Trend des Artenrückgangs betrachtet, könnte man leicht zu dem Schluss kommen, dass es uns nicht gelingt, die biologische Vielfalt zu schützen, aber man würde nicht das ganze Bild sehen“, so Hauptautorin Penny Langhammer in einer Mitteilung. „Was wir mit dieser Studie zeigen, ist, dass der Schutz tatsächlich funktioniert, um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und umzukehren.“
So zeigen die Ergebnisse der Studie, dass in 66 % der Fälle die Naturschutzmaßnahmen den Zustand der biologischen Vielfalt verbesserten oder deren Rückgang verlangsamten, verglichen mit Situationen, in denen keine Maßnahmen ergriffen wurden.
Eindrucksvolle Beispiele erfolgreicher Umweltschutz-Maßnahmen
Die Wissenschaftler heben in ihrer Veröffentlichung mehrere erfolgreiche Naturschutzprojekte hervor. So führte etwa das Management invasiver und problematischer einheimischer Raubtiere auf zwei Barrier-Inseln Floridas zu einer sofortigen und deutlichen Verbesserung des Bruterfolgs von Unechten Karettschildkröten und Küstenseeschwalben. In der Kongobecken-Region war die Entwaldung in Forstwirtschaftskonzessionen mit einem Forstmanagementplan um 74 % niedriger als in Konzessionen ohne einen solchen Plan.
Bestimmte Schutzbemühungen erwiesen sich sogar als äußerst effektiv. So produzierten in Gefangenschaft gezüchtete und freigelassene Chinook-Lachse im Salmon River Becken in Zentral-Idaho durchschnittlich 4,7-mal mehr erwachsene Nachkommen und 1,3-mal mehr erwachsene Nachkommen der zweiten Generation als natürlich reproduzierende Fische. „Unsere Studie zeigt, dass, wenn Naturschutzmaßnahmen funktionieren, sie wirklich wirken“, kommentiert Mitautor Jake Bicknell von der University of Kent. „Mit anderen Worten, sie führen oft zu Ergebnissen für die biologische Vielfalt, die nicht nur ein wenig besser sind als gar nichts zu tun, sondern um ein Vielfaches größer“.
Die Forscher sehen in den Ergebnissen ihrer Studie ein starkes Argument für die Notwendigkeit, Investitionen in den Naturschutz zu erhöhen und diese nachhaltig fortzusetzen, um die positiven Effekte zu sichern und die globalen Biodiversitätsziele zu erreichen. So kommentiert Langhammer: „Es ist klar, dass dem Naturschutz Priorität eingeräumt werden muss und er weltweit erhebliche zusätzliche Ressourcen und politische Unterstützung erhalten muss, während wir uns gleichzeitig mit den systemischen Triebkräften des Biodiversitätsverlustes, wie nicht nachhaltigem Konsum und nicht nachhaltiger Produktion, befassen müssen“.
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