Im Weltall ticken die Uhren ein wenig langsamer als auf der Erde. Entfernungen müssen da schon mal in Lichtjahren ausgedrückt werden und Wissenschaftler überlegen, wie sie die Astronauten der Zukunft auf langen Reisen durch die Galaxis bei Laune halten können. Dabei sollten Forscher bei der Entwicklung technischer Geräte bedenken, dass zukünftige Generationen diese ebenfalls nutzen werden.
Hubble-Rechner aus den 90er-Jahren fiel aus
Die NASA selbst liefert mit ihrem Weltraumteleskop Hubble nun ein anschauliches Beispiel. Nachdem die Space-Agentur einen Back-up Computer, der Anfang der Neunzigerjahre entwickelt wurde, nicht mehr bedienen konnte, mussten pensionierte Wissenschaftler zurate gezogen werden und sorgten letzten Endes für das Überleben des berühmten Teleskops.
Eigentlich wurde Hubble nur für einen Betriebszeitraum von rund 15 Jahren entwickelt. Die Technologie erwies sich allerdings als widerstandsfähig und geht nun bereits in ihr 32. Jahr. In 550 km Entfernung zur Erde mauserte sich das Teleskop lange Zeit zum wichtigsten Instrument in der Sternenforschung. Nie zuvor konnte die Menschheit detailliertere Bilder von fernen Galaxien schießen, was der Astronomie zu neuem Glanz verhalf.
NASA-Wissenschaftler scheiterten zunächst an der alten Technik
Am 13. Juni dieses Jahres schien es aber vorbei zu sein. Ein Computer an Bord des Teleskops fiel aus, der für die Koordinierung der wissenschaftlichen Instrumente verantwortlich war. Hubble reagierte mit einem Ruhemodus, der für diese Notfälle vorgesehen war. Glücklicherweise hatte die NASA seinerzeit eine Lösung in das Teleskop eingearbeitet. Sämtliche technischen Geräte wurden in zweifacher Ausfertigung montiert. Auch ein Back-up für den ausgefallenen Rechner ist somit vorhanden.
Allerdings wurde dieser seit über 30 Jahren nicht benutzt. Er wurde schlichtweg nicht benötigt. Die Bodencrew schaffte es zunächst tatsächlich nicht, den Hauptcomputer neu zu starten und auch das Ersatzgerät betriebsfertig zu machen. Um keine eklatanten Fehler zu begehen, rief die Weltraumagentur also frühere Mitarbeiter zusammen. Diese waren in den Achtzigerjahren an der Entwicklung von Hubble beteiligt gewesen und mussten nun die nachfolgenden Generationen bei der Bedienung des Ersatzrechners behilflich werden.
50 zum Teil pensionierte Wissenschaftler arbeiteten an Hubbles Rettung
Wie die NASA in einer Mitteilung bekannt gab, arbeitete ein Team von mehr als 50 Personen an der Reanimation des Teleskops. Gemeinsam sei dann eine Liste an Schwachstellen abgearbeitet worden, um dem Ursprung der Komplikationen auf den Grund zu gehen.
Für die letztendliche Lösung wurden sowohl die Fachkenntnisse der pensionierten Wissenschaftler in Sachen Befehls- und Datenverarbeitung des ausgefallenen Rechners genutzt, als auch schriftliche Notizen, die aus den Originalunterlagen aus der Hubble-Entwicklung stammten. Diese waren teilweise rund 40 Jahre alt. „Das ist einer der Vorteile eines Programms, das seit über 30 Jahren läuft: die unglaubliche Menge an Erfahrung und Fachwissen“, kommentiert Nzinga Tull, die Leiterin des Notfall-Teams der NASA die Rettungsaktion. „Es ließ demütig werden und war inspirierend, sowohl mit dem aktuellen Team als auch mit denen, die zu anderen Projekten gewechselt sind, zusammenzuarbeiten. Sie zeigen so viel Hingabe für ihre Hubble-Kollegen das Observatorium und die Wissenschaft, für die Hubble berühmt ist.“
Bevor das System des Teleskops wieder vollständig gestartet werden konnte, war eine detailliert rechnerische Simulation des Hochfahr-Prozesses notwendig. Fünf Wochen hatte Hubble keine Bilder liefern können. Am 15. Juli gelang dann der erfolgreiche Neustart und nur zwei Tage später wurden wieder die ersten Bilder an die Erde gefunkt. Das Teleskop sendete Fotos kollidierender Galaxien im Sternenbild Steinbock.
Bild von Ondřej Šponiar auf Pixabay