Das Zentrum der Milchstraße ist in ständiger Bewegung. Mehrere Millionen Filamente und bunte Strukturen erleuchten den irdischen Nachthimmel. Nun entdeckte ein Team von Astronomen eine ganz neue Population in unserer Heimatgalaxie. Die Strukturen sind fünf bis zehn Lichtjahre lang und gelten als vergleichsweise jung. Ihre Ausrichtung wirft dabei einige Fragen auf. Die Astronomen F. Yusef-Zadeh und seine Kollegen von der Northwestern University veröffentlichten ihre Untersuchungsergebnisse im Fachmagazin The Astrophysical Journal Letters.
Ein beeindruckendes Lichtspiel
Das Team entdeckte durch Teleskopaufnahmen ein besonderes Lichtspiel und veröffentlichte dazu ein Bild der Beobachtung. Darauf sind hunderte Punkte und Fäden in zahlreichen verschiedenen Farben zu sehen. Die Experten beschreiben diese als Blasen, Ringe und Schornsteine.
This unprecedented new telescope image of the Milky Way galaxy's turbulent center has revealed nearly 1,000 mysterious strands, inexplicably dangling in space. Stretching up to 150 light years long, the filaments are found in pairs and clusters https://t.co/DZLpDQpwaC pic.twitter.com/rW3y1LFqKJ
— Massimo (@Rainmaker1973) January 27, 2022
Die neu entdeckten Fäden sind jedoch deutlich kürzer als die bisher dokumentierten Exemplare. Neben älteren Streifen sehen sie aus wie kleinere Punkte oder Striche. Aufgrund ihrer Länge gehen die Astronomen davon aus, dass sie nicht älter als zehn Lichtjahre sein können.
Die Entdeckung war für das Team eine echte Überraschung, wie Chefautor Yusef-Zadeh beschreibt: „Wir haben immer über die vertikalen Filamente und ihren Ursprung nachgedacht, aber ich bin nie auf die Idee gekommen, dass es noch andere entlang der galaktischen Ebene geben könnte.“
Bei näherer Untersuchung stellten die Forscher fest, dass die älteren Fäden eine nichtthermische Radiostrahlung abgeben. Die neuen hingegen weisen eine thermische Strahlung auf. Die Experten beschreiben sie als „heiße Hindernisse“, die sich in einem unsichtbaren Ausstrom befinden.
Schwarzes Loch könnte der Ursprung der Fäden sein
Aufgrund der Ausrichtung der Lichterscheinungen geht das Team davon aus, dass das supermassereiche schwarze Loch ihr Ursprung ist. Das Loch Sagittarius A* befindet sich im Zentrum der Milchstraße und weist einen enormen Ausstrom auf. Sie gehen davon aus, dass dieser starke Druck der Grund für die Aufstellung der Filamente ist: „Wir argumentieren, dass die Ausrichtung der Kurzfilamentpopulation aus dem Ram-Druck eines Gradmaßstab-Ausflusses von Sgr A* resultiert, der den internen Filamentdruck übersteigt und ihn entlang der galaktischen Ebene ausrichtet.“
Aufgrund des Alters der neuen Lichterscheinungen muss es vor wenigen Millionen Jahren einen bisher nicht dokumentierten Ausstrom aus dem schwarzen Loch gegeben haben. Die ausgestoßene Materialmenge lag bei einem Zehntausendstel Sonnenmassen pro Jahr. Durch diese enormen Kräfte und Massen entstanden laut den Experten dabei „dann die neuen Objekte als Resultat der Wechselwirkung.“
Die Forscher beschreiben ihre Ergebnisse als große Chance, in Zukunft mehr über die schwarzen Löcher des Universums und insbesondere der Milchstraße herauszufinden. Denn diese Erscheinungen werfen immer noch zahlreiche Fragen auf. Unter anderem ist bisher nicht bekannt, welche Form von Kraft sie besitzen oder wie diese aus den Löchern entweichen kann. Die Studie könnte erste Fragen dieser Art beantworten.
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