Studierende der Universität Wien und Würzburg lassen im März ihr ehrgeiziges Projekt in die Luft gehen. Eine Rakete soll eine Weltraum-Sonde die Höhe von 75 Kilometern transportieren. Diese soll dann von selbst unbeschadet zur Erde zurückkehren. Wenn der Versuch glückt, könnte diese Technologie besonders für die Meteorologie interessant werden.
Das Space Team der TU Wien konnte in den letzten Jahren einige erfolgreiche Raketenstarts und Satellitenprojekte vorweisen. Für das neue „Projekt Daedalus“ schlossen sich Studierenden der TU Wien mit Studierenden der Universität Würzburg zusammen. Gemeinsam haben sie an einer Lösung gearbeitet, um Messgeräte mittels einer autonomen Weltraum-Sonde nach einem Raketenabwurf sicher zur Erde zurück zu bringen. Im Rahmen des REXUS-Programms zur Förderung studentischer Weltraum-Initiativen wird das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit im März erstmal bei einem Raketenstart getestet.
Weltraum-Sonde inspiriert vom Ahornsamen
Inspiration fanden die Studierenden in den organischen Formen der Natur. Die röhrenförmigen Weltraum-Sonden sind mit Messgeräten ausgestattet und werden in 80 Kilometern Höhe aus der Rakete geschleudert. Damit sie unbeschadet zum Boden zurückkehren, entwickelte das Space Team eine Technologie, die auf den Aufbau von Ahornsamen zurückgreift. Ahornsamen sind mit langen Flügeln ausgestattet, wodurch ihr Fall abgebremst wird und sie langsam und unbeschadet zu Boden sinken. Auch an den röhrenförmigen Weltraum-Sonden wurden Flügel angebracht, die nach dem Abwurf ausgeklappt werden. Dadurch verringert sich die Fallgeschwindkeit und die Messgeräte erreichen die Erde unversehrt. Nach der Landung senden die Sonden ein GPS-Signal und übermitteln ihren Aufenthaltsort, damit sie möglichst schnell eingesammelt werden können.
Raketenstart dank REXUS-Programm
Die Rakete ist eine Kooperation der ESA, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem Swedish National Space Board. Im Rahmen des „REXUS“-Programms werden in Schweden jährlich zwei Raketen gestartet. An Board befinden sich von Studierenden entwickelte Instrumente und Experimente, dieses Jahr nun erstmals auch ein Projekt des Space Teams. In Wien wurden der Onboard-Computer und der Auswurfmechanismus für die Weltraum-Sonden entwickelt. In der Entwicklung von Boardelektronik ist das 70-köpfige Team bereits erprobt. 2017 begann der Nano-Satellit Pegasus seine Reise mit einem Onboard-Computer aus Wien. Auch bei internationalen Wettbewerben startete das Space Team erfolgreich eigens entwickelte Experimentalraketen, die eine Höhe von bis zu sechs Kilometer erreichten. Die Delegation des Teams reist jetzt nach Kiruna in Schweden, mit einem Start der Rakete wird ab dem 12. März gerechnet. Ob das ambitionierte Projekt der Studierenden aus Wien und Würzburg Erfolg hat wird sich zeitnah herausstellen.
Messungen in ungewohnter Höhe
Besonders interessant ist bei dem Versuch die angestrebte Höhe, in der die Weltraum-Sonden der REXUS-Rakete abgeworfen werden. Denn für Wetterballons sind 75 Kilometer viel zu hoch, diese steigen nur 30 bis 40 Kilometer auf. Für Satelliten aus viel größeren Höhen ist dieser Bereich der Atmosphäre ebenfalls schlecht zu erfassen. Sollte der erste Versuch klappen, würde das Space Team wörtlich eine Lücke für Forschungsbereiche wie die Meteorologie schließen. „Das Ziel war, ein Gerät zu entwickeln, mit dem man günstig und einfach meteorologische Daten sammeln kann“, sagt Sebastian Seisl vom TU Wien Space Team. Beim Start im März werden beim Fall der Weltraum-Sonden Daten wie Beschleunigung, Luftdruck und Temperatur gemessen. Prinzipiell sind aber auch andere Messwerte erfassbar. „Unser Hauptaugenmerk liegt aber diesmal darin, zu zeigen, dass die Methode grundsätzlich funktioniert. Mit welchen zusätzlichen Messsensoren man die Geräte ausstattet, spielt technisch eigentlich keine so große Rolle“, meint Christoph Fröhlich, Präsident des Space Teams.