Der Planet Kepler-1658b war der erste Planet, der mit dem Weltraumteleskop Kepler neuentdeckt wurde. Trotzdem konnte man erst ein Jahrzehnt später seine Existenz verifizieren – und erst vor Kurzem verstanden die Wissenschaftler wirklich, was rund um den Himmelskörper vor sich geht. Der Stern, um den er sich dreht, gilt als reifer als unsere Sonne und zeigt einen Prozess, wie er bisher von älteren Sonnen nur vermutet wurde. Der Abstand zwischen Stern und Planet scheint sich langsam aber sicher zu verringern und Kepler-1658b könnte ein unumgängliches Ende bevorstehen: die Kollision mit dem glühenden Mittelpunkt seines Sonnensystems. Auch die Erde könnte in vielen Milliarden Jahren auf diese Weise endgültig vernichtet werden. Erstautor Shreyas Vissapragada und sein Team publizierten ihre Ergebnisse am 19. Dezember im Magazin „The Astrophysical Journal Letters“.
Sternumrundung jedes Jahr 131 Millisekunden kürzer
„Wir haben schon zuvor Beweise für Planeten entdeckt, die sich langsam auf ihren Stern zubewegen. Allerdings haben wir das noch nie bei einem alten Stern beobachtet“, erklärt Vissapragada, der im „Center for Astrophysics“ arbeitet, das von Harvard und dem Smithsonian Institut geleitet wird, in einer Pressemitteilung. Der Stern, um den Kepler-1658b kreist, repräsentiert einen sogenannten „Unterriesen“. Meistens haben Sterne, die diese Phase erreicht haben, ihre Helium-Fusion bereits hinter sich oder beenden diese in naher Zukunft. „In der Theorie weiß man, dass alte Sterne die Energie der Orbits ihrer Planeten sehr effektiv absaugen können. Jetzt können wir die Theorie testen“, führt der Astronom weiter aus.
Der Weg zur Verifizierung dieser Beobachtung war ausufernd. Über 13 Jahre hinweg analysierten die Forscher die Bahn des Planeten. Am Ende gelangten sie zu der Erkenntnis, dass sich die Zeit für eine Sternumrundung von Kepler-1658 jedes Jahr um 131 Millisekunden verringert, ein geringer, aber kontinuierlicher Unterschied.
Gezeitenphysik erklärt die Bewegung
Tatsächlich seien Gezeitenkräfte für die Verminderung des Abstands zuständig. Ein solches Phänomen tritt auf, wenn zwei kreisenden Körper gravitativ interagieren – so wie es zwischen Mond und Erde der Fall ist. Die Schwerkraft des einen Körpers verändert die Form des anderen, wodurch Energie freigesetzt wird. Abhängig von Faktoren wie Größe und Abstand kann es nun zu einem weiteren bemerkenswerten Ereignis kommen: Die Körper können sich voneinander weg- oder aufeinander zubewegen. So entfernt sich der Mond immer weiter von der Erde und Kepler-1658 nähert sich seinem Stern.
„Nun, da wir den Beweis für dieses Phänomen bei einem alten Stern besitzen, können wir die Modelle der Gezeitenphysik verfeinern“, erklärt Vissapragada die Bedeutung der Entdeckung.