Am 19.09.2018 ist die europäisch-japanische Raumfahrtmission zum Merkur angelaufen. Mit der Raumsonde BepiColombo soll der sonnennächste Planeten mindestens ein Jahr erforscht werden. Die Steuerzentrale für die Mission liegt in Darmstadt.
Freitag Nacht war es soweit: die Raumsonde BepiColombo startete erfolgreich in Richtung Merkur. Nach der intensiven Arbeit an dem Projekt war die Erleichterung im Darmstädter Raumflugkontrollzentrum ESOC groß, als die Sonde um 4:21 Uhr ein Signal zur Erde sendete. Eine gute halbe Stunde zuvor hatte BepiColombo den Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana verlassen. Der Start mit einer europäischen Trägerrakete Ariane 5 um 3:45 Uhr verlief planmäßig und in Darmstadt reagierte man auf das erste Signal mit mit Applaus. Bisher haben nur die amerikanischen Sonden Mariner 10 in den 70er Jahren und Messenger 2011 den Merkur erforscht.
Raumsonde erreicht den Merkur erst 2025
Nach nur wenigen Minuten fielen die Stufen der Ariane 5 wie geplant in den Atlantik. Danach löste sich die Raumsonde von der Rakete und entfaltete ihr Solarsegel. Den Merkur wird sie voraussichtlich im Dezember 2025 erreichen. Nach der neun Milliarden Kilometer langen Reise werden sich dann zwei selbstständige Satelliten von der Sonde abkoppeln, um den Planeten zu erforschen. Der europäische ESA-Satellit Mercury Planetary Orbiter (MPO), auch „Bepi“ genannt, wird sich auf die Oberfläche des Merkur konzentrieren. Wie beim Mond, ist die Oberfläche des Planeten steinig und von Kratern überzogen. Die Temperaturschwankungen auf dem Planeten reichen von mehr als 400 Grad am Tag und bis zu minus 180 Grad in der Nacht. Der japanische Satellit MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter) mit dem Spitznamen „Mio“ untersucht hingegen das Magnetfeld. Nach etwa 3,5 Jahren soll er dann auf den Merkur stürzen und zerschellen.
Die heikle Mission wird von Darmstadt aus gesteuert
Im Dezember wird die BepiColombo die nächste wichtige Stufe der Reise erreichen. Zu diesem Zeitpunkt sollen zum ersten Mal die Ionen-Triebwerke der Sonde eingesetzt werden. Sollte es hier zu Problemen kommen, könnte die Mission scheitern. Wenn alles nach Plan verläuft, dann wird die Reise sieben Jahre dauern. Die 4,1 Tonnen schwere und 6,40 hohe Raumsonde muss auf diesem Weg streng überwacht werden, und die Forscher auf der Erde müssen immer wieder eingreifen, damit sie sicher bis zum Merkur fliegt. Deshalb überwacht in Darmstadt ein 80-köpfiges Team in den kommenden Tagen den weiteren Verlauf der Reise. Insbesondere, wenn BepiColombo Planeten passiert, muss das Kontrollzentrum in Darmstadt eingreifen. Auf dem Weg zum Merkur fliegt die Raumsonde einmal an der Erde vorbei, zweimal an der Venus und ganze sechs Mal am Merkur. Missionsleiter Paolo Ferri erklärte gegenüber dem Hessischen Rundfunk, dass jeder Vorbeiflug eine intensive Vorbereitung benötigt, da man die Sonde ständig bremsen muss, damit sie nicht von ihrer Flugbahn abkommt. Eine weitere Gefahr stellt die Sonne dar, die 58 Millionen Kilometer entfernt ist. Der Merkur ist ihr damit in unserem Sonnensystem am nächsten. Das erschwert die Mission, denn „der Merkur ist wie ein Backofen“, erklärt Ferri weiter.
Auch deutsche Technik an BepiColombo beteiligt
Die Gesamtkosten der Mission belaufen sich inklusive Entwicklung und Betrieb auf rund zwei Milliarden Euro, wie Esa-Chef Johann-Dietrich Wörner bekannt gab. Davon übernimmt die ESA 1,5 Milliarden Euro. Den Namen hat die Mission dem Italiener Bepi Colombo (1920-1984) zu verdanken. Der Mathematiker hatte mit seiner Arbeit die Grundlagen für die aktuelle Berechnung der Flugbahn zum Merkur geschaffen. Insgesamt transportiert der deutsche Satellit elf Instrumente und Kameras. Infrarotspektrometer Mertis zum Beispiel wurde in Münster entwickelt und soll die helfen, den Ursprung unseres Sonnensystems zu verstehen, in dem er die Oberfläche des Merkur erforscht. Insgesamt sind noch drei weitere Entwicklungen aus deutsche Forschungseinrichtungen mit an Bord. Die Mission ist für mindestens ein Jahr geplant, allerdings könnte die europäische Raumsonde bis zu vier Jahre arbeiten, bevor sie vorrausichtlich verglühen wird.