Die Pest suchte die Menschheit in ihrer Geschichte immer wieder heim. Ein Forschungsteam entdeckte in Großbritannien nun ein bestimmtes Gen in sterblichen Überresten, das darauf hindeutet, dass der Schwarze Tod dort bereits vor 4.000 Jahren tobte. Ihre Untersuchungsergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Nature Communications.
Datenanalyse mittels DNA-Tests
Moderne DNA-Analyseformen geben Aufschluss über vergangene Krankheiten, die in sterblichen Überresten immer noch nachzuweisen sind. So können die Wissenschaftler nicht nur lesen, wie alt die Verstorbenen waren, sondern auch, unter welchem Erreger sie litten. Im Falle der Pest wäre das die DNA des Erregers Yersinia pesti.
Um nun genauere Daten über den Verlauf der gefürchteten Krankheit in Großbritannien zu erhalten, untersuchten die Forscher unter anderem ein Massengrab. Chefautorin Pooja Swali vom Francis Crick Institute erklärt: „Zwei Personen stammten aus einem ungewöhnlichen Massenbegräbnis in Charterhouse Warren, Somerset. Und eine Person stammte aus einem einzigen Begräbnis unter einem Ringkassoment in Levens, Cumbria.“
Laut Swali handele es sich wohl um die ersten Pest-Gräber in Großbritannien: „Soweit wir wissen, stellt dies den frühesten Beweis für die LNBA-Plage in Großbritannien dar.“
Bei weiteren Untersuchungen stellte das Team fest, dass unter den Toten zwei Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren waren. Die dritte Person, die positiv auf die Pest-DNA getestet wurde, war eine Frau.
Britische Pest-Fälle wurden nicht durch Flöhe übertragen
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Untersuchung einer Pandemie ist die Übertragung der Erreger. Um dem Prozess auf die Spur zu kommen, analysierten die Forscher die Überreste auf das YMT-Gen. Dieses würde beweisen, dass die Pest durch Flöhe ausgelöst wurde, wie es im späteren Verlauf der Pandemie der Fall war.
Den drei positiv getesteten Personen fehlte dieses Gen jedoch. Deshalb geht das Forschungsteam davon aus, dass der Krankheitserreger zu Beginn noch einen anderen Übertragungsweg nutzten. Denkbar wäre eine Ansteckung von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch.
„Die Ergebnisse liefern uns ein neues Puzzlestück im Verständnis der frühen genetischen Entwicklung und Koevolution von Menschen und Erreger“, so Seniorautor Pontus Skoglund. Unklar ist bisher jedoch, ob der Krankheitserreger zu diesem frühen Zeitpunkt der Pandemie bereits tödlich war. Möglich wäre, dass die Menschen die Erreger in sich trugen, jedoch keinerlei Symptome der Krankheit zeigten.
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