Der Zwergglattwal wird oft als „kleiner Riese“ bezeichnet, da er als Art der Bartenwale im Vergleich zu seinen Verwandten recht kompakt gebaut ist. Forscher fanden bei einer Sequenzierung ihrer nun Gene heraus, dass ihre Erbanlagen sie vor Tumoren schützen.
Die Forscher rund um Magnus Wolf des Senckenberg Biodiversity and Climate Research Zentrums beschreiben in ihren Ergebnissen im Fachmagazin BMC Biology, dass es mit dem Erbgut der Tiere bald möglich sein könnte, die Krebsforschung deutlich zu verbessern.
Genom-Forschung könnte die Krebsdiagnostik grundlegend verändern
Die Gruppe des Forschungszentrums in Frankfurt am Main erhielt Anfang dieses Jahres Zugang zu einem tot aufgefundenen Tier dieser Art. Die Forscher konnten demnach erstmalig ein Genom des Zwergglattwales untersuchen. Die grundlegende Idee hinter ihren Untersuchungen war, dass der kleine Verwandte der riesigen Blauwale weniger Krebsschutz besitzt als größere Exemplare. Es galt also herauszufinden, ob sich die Krebs-Resistenz im Verhältnis zur Größe der Tiere verändert.
Nach der Sequenzierung der Gene stießen die Forscher auf eine wichtige Entdeckung. Auch die kleineren Verwandten weisen die Mutationen auf, die das Krebs-Risiko minimieren. Die Evolution könnte also dazu geführt haben, dass die Wale einen individuellen Krebsschutz aufweisen, der perfekt auf ihre Größenverhältnisse abgestimmt ist. In der Veröffentlichung schreiben die Biologen: „Unsere neuen Erkenntnisse zeigen, dass offenbar fast alle großen Walarten unterschiedliche positiv selektierte Gene in ihren Genomen aufweisen. Dies lässt sich möglicherweise mit der bereits in der Paläontologie diskutierten Idee erklären, dass der für Bartenwale so typische Gigantismus im Laufe der Evolution wahrscheinlich mehrfach und unabhängig voneinander entstanden ist“.
Die Form der Krebs-Resistenz könnte noch wichtig für die Medizin sein. Dafür seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig. Unter anderem könnte die Diagnostik grundlegend verändert werden. Weitere Analysen könnten zudem einen neuen Zugang zu Therapieformen liefern.
Krebs-Resistente Meeresriesen
Wale gehören zu den größten Säugetieren der Welt. Die Gruppe der Bartenwale weist dabei die größten Walarten auf. Aus früheren Untersuchungen ging bereits hervor, dass diese Tiere eine Krebs-Resistenz besitzen. Auch deshalb konnten sich die Meeresbewohner zu den Riesen entwickeln, die sie heute sind.
Der Zwergglattwal wird rund sechs Meter lang und bis zu drei Tonnen schwer. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht und leben ausschließlich in der Antarktis. Demnach sind sie nur schwer zu finden und wurden bisher nur sporadisch untersucht.