
Zwar haben Honigbienen (Apis) und Wespen (Vespula) einen gemeinsamen evolutionären Vorgänger, jedoch bestehen beide Insektenarten bereits seit rund 179 Millionen Jahren unabhängig voneinander. In dieser Zeit haben die Tierchen ihre Fähigkeit, eckige Waben zu bauen, offenbar jeweils eigenständig entwickelt. Nun haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz die zugrundeliegende Geometrie der Nester genauer untersucht.
Hexagone: besonders effizienter Nestbau
Bei genauerem Blick lassen sich die Brutbauten von Bienen und Wespen einfach voneinander unterscheiden. Zwar bauen beide Insektenarten eckige Kammern mit fünf, sechs oder sieben Ecken und reihen sie in einem Muster zu einem Nest, bei Bienen kommt aber Wachs zum Einsatz, während Wespen Papier produzieren. Honigbienen nutzen zudem doppelseitige Waben, die senkrecht aufgehängt werden, Wespen hingegen bauen in die Waagrechte und nur in eine Richtung.
„Unabhängig voneinander haben Honigbienen und soziale Wespen die Fähigkeit entwickelt, sechseckige Zellen zu bauen“, zitiert das Wissenschaftsmagazin Scinexx Michael Smith vom Max-Planck-Institut. Dabei scheinen die Tiere jeweils den optimalen Ansatz gefunden zu haben. Schließlich bieten sich Sechsecke an, um sowohl Material als auch Platz zu minimieren und somit die Effizienz der Nesterbauweise zu maximieren, was Lebensraum und auch Nahrungsangebot betrifft. Von einem derartigen Aufbau profitiere zudem auch die Stabilität des Nestes.
Biologen entwickeln Rechenmodell aus Beobachtungen
Für ihre Studie untersuchten die Biologen 115 Fotos, die 22.745 Zellen abbildeten. Diese Fotos wurden von fertigen Nestern gemacht, die auf fünf unterschiedliche Bienen und Wespenarten zurückgingen. „Als wir sahen, dass alle Insekten so ziemlich das Gleiche machen, mit einigen kleinen Abweichungen, war das wirklich spannend“, so Smith. So würden die Tiere zunächst eine fünfeckige Wabe bauen, auf die dann eine siebeneckige Zelle folgt. „Wir glauben, dass es eine grundlegende Geometrie und vielleicht auch Konstruktionsmethode gibt, die zu der besonderen Anordnung von nicht-sechseckigen Zellen führt.“
Auf Basis ihrer Untersuchungen konnten die Forscher ein Rechenmodell entwickeln, das sich auch auf andere Waben-bauende Arten übertragen lasse: „Wenn jemand eine völlig neue Art entdecken würde und uns sagte, wie groß die Zellen der Arbeiterinnen und der Drohnen sind, könnten wir vorhersagen, mit welchen ‚Tricks‘ die Insekten diese abweichenden Zellen in der größtenteils sechseckigen Struktur unterbringen würden“, so Smith weiter. Ungeklärt bleibt allerdings, woher die Insekten ihren biologischen Bauplan kennen, der die notwendige Anordnung verschieden großer Zellen beinhaltet. Die Wissenschaftler vermuten, dass Honigbienen anders vorgehen könnten als Wespen, da sich die Anforderungen an die verwendeten Materialien unterscheiden. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten die Biologen im Fachmagazin Plos Biology.