Gestern gab die Alexander von Humboldt-Stiftung die Kandidaten für die renommierte Humboldt-Professur bekannt. Dabei sind ein Physiker, ein Strukturbiologe, ein Neurowissenschaftler und ein Mathematiker. Der Forschungspreis ist der am höchsten dotierte in Deutschland – die Forscher können sich über eine Professur in der Höhe von 5 Millionen Euro freuen.
Die Humboldt-Professur soll Wissenschaftler aller Disziplinen, die bisher im Ausland geforscht haben, einen Anreiz geben, ihre Arbeit in Deutschland fortzusetzen. Mit dem Preis will die Stiftung internationalen Spitzenforschern an deutschen Universitäten konkurrenzfähige Rahmenbedingungen bieten. Die Humboldt-Stiftung verpflichtet sich mit der Vergabe der Humboldt-Professur auch, langfristige Perspektiven für ihre Forschungsprojekte zu bieten. So könnten sich hochkarätige Forscher zukunftsweisend in die deutsche Wissenschaft einbringen. Das Preisgeld ist an die ersten fünf Jahre ihrer Forschungsarbeit in Deutschland gekoppelt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Zu einer Humboldt-Professur wurden seit 2009 an 71 Wissenschaftler berufen, darunter 14 Frauen. Die Anwärter in diesem Jahr forschen aktuell im Vereinigten Königreich, in den USA, Belgien und Spanien.
Bahnbrechende Lasertechnik
Die Universität zu Köln hatte den Physiker Malte Gather nominiert. Der Physiker arbeit derzeit an der University of St Andrews in Schottland. Gather arbeitet im neuen Forschungsfeld der Nanobiophotonik. Vor einigen Jahren erregte seine Forschungserkenntnisse große Aufmerksamkeit. Statt eines Halbleiters konnte Gather zeigen, dass auch biologische Zellen als Lasermedium genutzt werden können. Die Idee wurde inspiriert von leuchtenden Quallen. Wie die Tiere setzte auch er ein grün fluoreszierendes Protein ein, das von Bakterienzellen produziert wird. Damit konnte er optische Signale verstärken und die lebenden Zellen so in winzige Lase verwandeln.
Neue Heilmethoden dank Software
Jens Meiler forscht an der Schnittstelle von Biologie, Physik, Chemie und Informatik und wurde von der Universität Leipzig nominiert. Der Strukturbiologe von der Vanderbilt University in den USA war beispielsweise maßgeblich an der Entwicklung des Programms Rosetta beteiligt, das in Laboren weltweit zum Einsatz kommt. Mit dem Programm können Algorithmen entwickelt und getestet werden, um Proteinstrukturen und -bindungen aus einer Aminosäuresequenz zuverlässig und schnell vorherzusagen. Mit seiner Forschungsarbeit könnten in Zukunft neue Heilmethoden für AIDS, Krebs, Malaria, Alzheimer oder Virenerkrankungen gefunden werden.
Hohe medizinische Relevanz
Dietmar Schmucker ist Neurowissenschaftler am VIB-KU Leuven Center for Brain and Disease Research in Belgien. Er ist bekannt für seine Grundlagenforschung, die hohe medizinische Relevanz hat, und wurde von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn nominiert. Schmucker entwickelt Methoden und Techniken, um Fehlfunktionen in der Verschaltung des Gehirns aufzuheben. Solche Fehlschaltungen sind die Ursache für viele neurologische und neuropsychiatrische Erkrankungen. Seine grundlegende Forschungsarbeit hilft dabei, zu verstehen, welche molekularen Mechanismen bei der Verschaltung des Nervensystems eine Rolle spielen.
Zukunftsweisende Mathematik
Der spanische Mathematiker Enrique Zuazua gehört zu den internationl führenden Wissenschaftlern in der Angewandten Mathematik. Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat ihn deshalb 2019 für die Humboldt-Professur berufen. Zurzeit arbeitet er an der Universidad Autónoma de Madrid und dem DeustoTech in Bilbao. Seine Forschungsarbeit beschäftigt sich unter anderem mit Numerik, partiellen Differentialgleichungen und Kontrolltheorie. Diese Mathematik kann in der Stromversorgung, der Luftffahrt aber auch sozialem Verhalten eingesetzt werden, um Prozesse besser modellieren und simulieren zu können. Daten, Messwerte, und mathematische Modelle von Zuazua können außerdem helfen Naturphänomene wie Flutwellen besser vorherzusagen.
Nach der Bekanntgabe der Berufungen treten die nominierten Wissenschaftler nun in die Verhandlungen mit den jeweiligen Universitäten. Wenn es zu einer Einigung kommt, und die Forscher die Humboldt-Professur annehmen, wird ihnen der Preis offiziell im Mai 2019 überreicht.