Spätestens seit Jurassic Park, den Hollywood-Klassikern von Steven Spielberg, verbindet man den T-Rex mit rabiaten Fressmethoden. Zwar ist der modernen Wissenschaft bekannt, dass Tyrannosaurier Knochen verzehrt haben, allerdings wurden andere Tiere wohl nicht sonderlich häufig mit Haut, Haar und Knochen verschlungen. Mithilfe von Kratzern auf erhaltenen Dinosaurierzähnen konnten Forscher von der Universität von Tokio nun einen tieferen Einblick in die Ernährung der Urzeit-Fleischfresser geben. Die Studie wurde im Fachjournal „Palaeontology“ veröffentlicht.
3D-Bilder der Zähne halfen bei der Untersuchung
Das Team rund um die Paläontologin Daniela Winkler konzentrierte sich nicht nur auf die Zähne von Tyrannosauriern, sondern auch auf die von Allosauriern. Zur Untersuchung wurde ein 3D-Bild der 34 Dinosaurierzähne angefertigt. Pro hundert Mikrometer wurde ein Foto des Zahns geschossen, am Ende wurden alle Aufnahmen zu einer einheitlichen Abbildung des Mahlwerkzeugs zusammengeschlossen.
Die Wissenschaftler verwendeten spezifische Texturparameter der Abnutzungserscheinungen auf den Zähnen für die Auswertung der Analyse, die DMTA („dental microwear texture analysis“) genannt wird. Genutzt wurden insbesondere die Tiefe und Komplexität der Einkerbungen. „Mit den Ergebnissen von DMTA-Untersuchungen können wir die Ernährung von ausgestorbenen Tieren rekonstruieren und damit auf alte Ökosysteme, die Paläoökologie und das Paläoklima schließen“, erklärt Winkler in einer Pressemitteilung.
Jugendliche Saurier aßen als letzte
Die DMTA-Auswertung offenbarte entgegen den Erwartungen nur geringe Spuren, die auf den Konsum von Knochen hindeuten. In der Vergangenheit nahm man an, dass der T-Rex viele harte Komponenten seiner Beute verspeist hat. Diese Annahme könnten die wenig komplexen Abnutzungserscheinungen auf den Zähnen nun widerlegen. Allerdings könnte das Ergebnis auch auf ein Grundproblem der Studie hindeuten. So mussten die Wissenschaftler Zähne verwenden, die sehr gut erhalten waren. Gegebenenfalls waren andere Zähne aber aufgrund des höheren Knochenkonsums zerstörter und wurden deshalb gar nicht erst analysiert.
Durch die DMTA sind also nicht nur Rückschlüsse auf den Speiseplan, sondern auch auf gesellschaftliche Verhalten möglich. So fanden die Forschenden eine Besonderheit bei den Zähnen von jungen Dinosauriern. „Wir untersuchten zwei jugendliche Exemplare und wir fanden ein anderes Ernährungsverhalten für beide verglichen mit den Erwachsenen. Es gab mehr Abnützungen bei den jugendlichen Zähnen, was bedeutet, dass sie öfter Kadaver aßen, weil sie sich von Speiseresten ernährten“, erklärt Winkler. Den jungen Dinosauriern war das Essen somit wohl erst als letzte der Rangfolge gestattet.
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