Die Tiefsee birgt noch immer Geheimnisse, die nur darauf warten, von Wissenschaftlern gelüftet zu werden. Eine Gruppe von Forschern der University of California, San Diego, hat nun eine neue Wurmart in den Methanquellen vor der Pazifikküste Costa Ricas entdeckt. Somit sind bereits 48 Arten in diesen auf den ersten Blick unwirtlich erscheinenden Ökosystemen bekannt.
Methanquellen als Grundlage eines Nahrungsnetzes
Methanquellen sind Bereiche des Meeresbodens, wo das mächtige Treibhausgas Methan in Form von Blasen aus Gestein oder Sedimenten entweicht. In einer Studie, die im Journal PLOS ONE veröffentlicht wurde, legen die Wissenschaftler dar, wie einige Mikroben gelernt haben, Methan zu verbrauchen, und so die Basis eines Nahrungsnetzes bilden, das an den Methanquellen Costa Ricas von Miesmuscheln, Krabben und weichkörperigen Ringelwürmern wie dieser neuen Spezies dominiert wird.
Die neue Tiefseewurm-Spezies, benannt als Pectinereis strickrotti, zeichnet sich durch einen länglichen Körper mit sogenannten Parapodien, also federartigen Anhängseln, aus. Diese beherbergen auch die Kiemen des Tiers. Zudem weist das etwa 10 Zentimeter lange Mitglied der Ragworm-Familie (Nereididae) robuste, bedrohlich wirkende Kiefer auf. Ob diese der Ernährung oder Jagd dienen, ist bislang allerdings noch ungeklärt. Der ungewöhnliche Name der Spezies ist auf den Tiefsee-U-Boot-Piloten Bruce Strickrott zurückzuführen, der maßgeblich an der Entdeckung beteiligt war. „Die Art und Weise, wie sich dieses Ding bewegte, war so anmutig, ich dachte, es sah aus wie ein lebender Zauberteppich“, so Strickrott in einer Pressemitteilung.
„Viel unentdeckte Biodiversität“
Zum ersten Mal sind die Forscher dem Tier im Jahr 2009 in einer Tiefe von etwa 1.000 Metern begegnet. Fast zehn Jahre später gelang es dem Team dann an die Methanquellen Costa Ricas zurückzukehren und mehrere Exemplare sowie Bilder und Videos zu sammeln – genug, um eine neue Spezies formal zu beschreiben. Seit Beginn der Expeditionen konnten die Wissenschaftler somit 48 Arten neu beschreiben. „Diese beeindruckenden Statistiken unterstreichen, wie viel es noch über diese Ökosysteme sowie ihre biologische Bedeutung zu lernen gibt“ kommentiert Meeresbiologe Greg Rouse. „Wir haben Jahre damit verbracht, die Biodiversität der Tiefsee zu benennen und zu beschreiben. […] Zu diesem Zeitpunkt haben wir mehr neue Arten gefunden, als wir Zeit haben, sie zu benennen und zu beschreiben. Es zeigt einfach, wie viel unentdeckte Biodiversität da draußen ist. Wir müssen die Tiefsee weiter erforschen und sie schützen.“
Die Forscher möchten nun noch dieses Jahr weitere Methanquellen vor den Küsten Alaskas und Chiles untersuchen, um dort womöglich weitere Geheimnisse der Tiefsee zu lüften.
Bildquelle: Ekin Tilic