In einer archäologischen Stätte in Israel wurden Fischzähne gefunden, die auf das kontrollierte Kochen des Tiers hindeuten. Mit diesem Fund wurde die Grenze für das älteste gekochte Mahl der Welt um 600.000 Jahre nach hinten verschoben – davor lag das Alter bei lediglich 180.000 Jahren.
Röntgenstrahlung offenbart Kochtemperatur
Das Zähmen des Feuers gilt als einer der wichtigsten Punkte in der Entwicklung der Menschheit. Durch das Essen von Gekochtem konnte sich das Gehirn deutlich schneller entwickeln als zuvor: Der Körper musste schließlich so weniger Energie aufwenden, um das Mahl zu verdauen. Deswegen besaß er mehr Kapazitäten, um neue Fähigkeiten auszubilden. Dazu passt, dass noch heute Ernährungswissenschaftler dazu raten, regelmäßig Fisch zu konsumieren. Seine Bestandteile gelten als besonders zuträglich für die Hirngesundheit. Obwohl man ihn roh essen kann, macht Dünsten oder Kochen – nicht grillen – den Fisch nährstoffreicher, verdaulicher und weniger gefährlich. Die Geschichte des Kochens ist also auch die Geschichte des Menschen.
In einer neuen Studie, die von zwei israelischen Universitäten in Zusammenarbeit mit mehreren internationalen Wissenschaftlern in „Nature Ecology & Evolution“ veröffentlicht wurde, wurden die Zähne von karpfenähnlichen Fischen untersucht. Die Forscher verarbeiteten die Mahlwerkzeuge zu einem Pulver und wendeten die sogenannte Röntgenpulverdiffraktometrie an, bei der mithilfe von Röntgenstrahlung Daten gewonnen werden konnten.
„Wir verwendeten geochemische Methoden, um die Größenveränderungen der Kristalle im Zahnschmelz festzustellen. Das geschieht aufgrund der Aussetzung von hohen Temperaturen beim Kochen. Wenn [die Fische] vom Feuer verbrannt werden, kann man die dramatischen Veränderungen leicht identifizieren. Schwieriger ist es aber, die Veränderung bei niedrigeren Temperaturen von 200 bis 500 Grad Celsius zu erkennen“, erklärt der Wissenschaftler und Co-Autor Jens Najorka vom Natural History Museum in London in einer Pressemitteilung.
Tatsächlich konnten die Forscher die Strukturen erkennen, die für das Kochen des Fisches bei einer Temperatur unter 500 °C sprechen. „Wir wissen nicht genau, wie der Fisch gekocht wurde. Doch da der Beweis für hohe Temperaturen fehlt, ist es klar, dass sie nicht direkt im Feuer gebraten und auch nicht als Abfall ins Feuer geworfen wurden“, ergänzt der Forscher.
780.000 Jahre alte Überreste
Schon lange ist Historikern bewusst, dass Menschen wohl bereits vor mehr als 180.000 Jahren gekocht haben, denn die erste Verwendung des Feuers geht auf mindestens 1,2 Millionen Jahre zurück. Bisher gab es jedoch keine Beweise dafür.
Die Sedimentablagerung, in der die Fischreste gefunden wurden, ist in der Vergangenheit allerdings schon auf ein Alter von 780.000 Jahren datiert worden. Das ist bahnbrechend und bedeutet, dass es den Vorfahren des Homo sapiens schon früh möglich gewesen sein muss, kontrolliertes Feuer zum Kochen einzusetzen. Die Forschenden wissen aber nicht, wie die Einheimischen den Fisch zubereitet haben. Eventuell verwendeten sie einen Ofen aus Erde.
Außerdem fanden die Wissenschaftler in ihrer Studie heraus, dass die Urzeitmenschen während des ganzen Jahres Fische fingen, sie kochten und aßen. Obwohl es sich um „Jäger und Sammler“ handelte, waren sie nur bedingt von den Jahreszeiten abhängig und mussten kein Nomadenleben führen.
Bild von Simone Moreira auf Pixabay, Artikel von Anna Mikulics