Seit Jahrzehnten hat ein 280 Millionen Jahre altes Fossil Forscher fasziniert. Nun stellt sich allerdings heraus, dass die Paläontologen einem Irrtum auflagen. Anstatt Überreste einer Echsenart handelt es sich offenbar vielmehr größtenteils um eine prähistorische Zeichnung.
Falsche Annahmen seit 1931
Tridentinosaurus antiquus wurde 1931 in den italienischen Alpen entdeckt und galt als wichtiges Exemplar für das Verständnis der frühen Reptilienentwicklung. Seine Körperumrisse, die dunkel gegen den umgebenden Fels erschienen, wurden zunächst als erhaltene Weichteile interpretiert. Dies führte zu seiner Klassifizierung als Mitglied der Reptiliengruppe Protorosauria. Dr. Rossi von der UCC School of Biological, Earth and Environmental Sciences erklärt in einer Pressemitteilung: „Fossile Weichteile sind selten, aber wenn sie in einem Fossil gefunden werden, können sie wichtige biologische Informationen offenbaren, wie zum Beispiel die äußere Färbung, innere Anatomie und Physiologie.“
The Tridentinosaurus fossil's mystery deepens 🦎✨ Once hailed for its preservation, now revealed to have a painted outline. A blend of truth and art? #Paleontology #FossilFinds 🖌️🔬 https://t.co/xl7jUK1vHn
— Discover Magazine (@DiscoverMag) February 18, 2024
Die mikroskopische Analyse, veröffentlicht in der wissenschaftlichen Zeitschrift Palaeontology, zeigte jedoch, dass die Textur und Zusammensetzung des Materials nicht mit der von echten versteinerten Weichteilen übereinstimmten. Demnach sei das als bemerkenswert gut erhalten geltende Fossil größtenteils nur schwarze Farbe auf einer geschnitzten Echsen-förmigen Felsfläche ist.
UV-Analyse löst das Rätsel
Die vermeintlich versteinerte Haut wurde in Artikeln und Büchern gefeiert, aber nie im Detail untersucht. Nun ergab eine vorläufige Untersuchung mit UV-Fotografie, dass das gesamte Exemplar mit einer Art Beschichtungsmaterial behandelt wurde. Das Team hoffte, dass unter der Beschichtungsschicht die originalen Weichteile noch in gutem Zustand waren, um bedeutende paläobiologische Informationen zu extrahieren. Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Körperumrisse von Tridentinosaurus antiquus künstlich erstellt wurden, wahrscheinlich um das Aussehen des Fossils zu verbessern. Diese Täuschung hat frühere Forscher in die Irre geführt und führte zu der anfänglichen Interpretation als erhaltene Weichteile.
„Die eigenartige Erhaltung von Tridentinosaurus hat Experten jahrzehntelang verwirrt“, so Co-Autorin Prof. Evelyn Kustatscher. „Jetzt ergibt alles Sinn. Was als verkohlte Haut beschrieben wurde, ist nur Farbe.“ Sie betonte jedoch, dass das Fossil nicht vollständig gefälscht ist. Die Knochen der Hinterbeine, insbesondere die Oberschenkelknochen, scheinen echt zu sein, wenn auch schlecht erhalten. Darüber hinaus haben die neuen Analysen das Vorhandensein winziger knöcherner Schuppen namens Osteoderme – ähnlich den Schuppen von Krokodilen – auf dem Rücken des Tieres gezeigt.
Bild von Lucas Wendt auf Pixabay