Experten des „Centre for the Study of Existential Risk“ sehen die Welt „beklagenswert unzureichend“ auf einen massiven Vulkanausbruch vorbereitet. Den Menschen sei nicht klar, wie stark sich eine solche Katastrophe auf globale Lieferketten, Lebensmittel und vor allem auf das Klima auswirken würde. In einem Artikel in der Zeitschrift Nature beanstanden die Experten die unzureichend gedeckten Investitionen in die Überwachung von potenziellen Vulkanausbrüchen.
Tonga – ein Weckruf
Die Vulkanologin Dr. Lara Mani geht davon aus, dass es in den nächsten hundert Jahren eine Eruption der Stärke sieben geben wird. „Daten, die aus Eiskernen über die Häufigkeit von Eruptionen über lange Zeit gesammelt worden sind, geben Anlass zur Sorge“, so die Wissenschaftlerin in einer Pressemitteilung. „Solche Eruptionen haben in der Vergangenheit einen abrupten Klimawandel und den Zusammenbruch der Zivilisation gesorgt.“
Eine Explosion der Stärke sieben sei mit einem Asteroiden mit einem Durchmesser von einem Kilometer zu vergleichen. Die Chance eines Einschlags sei jedoch deutlich geringer als die einer großen Eruption. Der im Januar ausgebrochene Vulkan Hunga-Tonga sollte laut den Wissenschaftlern ein Weckruf gewesen sein. Die Explosion hatte eine Stärke von 5,8, die stärkste gemessene Eruption seit Beginn der Messungen. Durch den Ausbruch des Hunga-Tonga wurde alles in einem Radius von rund 100 Kilometern um den Vulkan herum, mit einer fünf bis zehn cm dicken Ascheschicht bedeckt.
Sorge bereiten den Vulkanologen Untersuchungen historischer Ereignisse. In alten Eisproben lassen sich durch Schwefelrückstände Hinweise finden, die auf eine Regelmäßigkeit größerer Eruptionen hinweisen. Vulkanausbrüche, die zehn- bis hundertmal größer als die Eruption in Tonga sind, kommen demnach rund alle 625 Jahre vor. Die letzte war im Jahr 1815 in Indonesien. Der auf der indonesischen Insel liegende Vulkan Tambora hat Schätzungen zufolge während dieser Eruption rund 40 km3 Magma ausgeworfen.
Mangelnde Forschung
Die Forscher gehen davon aus, dass viele leichte Eruptionen unentdeckt bleiben und das wegen mangelnder Forschung. Vulkanausbrüche könnten allerdings nicht nur vorhergesagt, sondern ihre negativen Auswirkungen auch reduziert werden. Den Wissenschaftlern und Institutionen fehle es allerdings häufig an Geld und Ausrüstung, um jede Eruption festzuhalten. Dabei wären besonders diese Daten wichtig, um Vulkanausbrüche zu verstehen, vorhersagen zu können und sie vielleicht sogar beeinflussen zu können.
Mani kritisiert entsprechend die Finanzierung der Vorsorgemaßnahmen in Bezug auf Vulkanausbrüche. Den Menschen sei das Risiko nicht bewusst und so stecken sie Millionen Dollar in die Forschung und Vorhersage der Asteroidenbedrohungen, dabei seien Vulkane für die Menschheit eine deutlich größere Bedrohung „Vulkanologen fordern seit über 20 Jahren einen dedizierten Vulkanüberwachungssatelliten“. Die genaue Ermittlung und Untersuchung bisheriger Eruptionen sei essenziell, um die Menschheit vor schweren, weltverändernden Eruptionen zu schützen.
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