Jahrhundertelang gaben die Symbole, die Höhlenmaler aus der Steinzeit neben ihre Tierzeichnungen gemalt hatten, Forschern Rätsel auf. Nun will ein bunt zusammengewürfeltes Team aus Amateurforschern und Forschenden der Universität Durham den Code hinter diesen Symbolen geknackt haben, das berichtet das Cambridge Archaeological Journal.
45.000 Jahre alter Kalender
In mindestens 400 europäischen Höhlen wie Lascaux, Chauvet und Altamira zeichneten, malten und gravierten Gruppen des Homo sapiens der Altsteinzeit vor etwa 45.000 Jahren verschiedene Zeichen an die Wände. Seit ihrer Entdeckung vor etwa 150 Jahren, sind diese Höhlenmalereien ein wichtiger Untersuchungsgegenstand für Forschende aus der ganzen Welt.
Anhand einer Bilddatenbank, die das europäische Jungpaläolithikum abdeckt, kommen drei Zeichen besonders häufig vor: der Strich, der Punkt und das Y. Das Forschungsteam der englischen Universität schlug nun vor, diese Symbole als Kommunikationseinheiten festzulegen. Damit konnten sie nachweisen, dass diese Symbole, wenn sie in Verbindung mit Tierzeichnungen gefunden wurden, Monate bezeichnetet und somit Bestandteile eines meteorologischen Kalenders bilden.
Anhand der Zeichnungen beginnt die Zählung des Kalenders im Frühjahr und zeichnet die Zeit in Mondmonaten ab. Das Symbol Y wurde dabei von den Forschern in seiner Bedeutung als Zeichen der Geburt identifiziert, seine Position soll in der nicht-figurativen Kunst des Paläolithikums den Monat der Geburt bezeichnen.
Wissen über Beutetiere und Jagdzeiten
„Unsere Daten deuten darauf hin, dass der Zweck dieses Systems der Zuordnung von Tieren zu Kalenderinformationen darin bestand, saisonale Verhaltensinformationen über bestimmte Beutetaxa in den betreffenden geografischen Regionen zu erfassen und zu übermitteln“, so Studienautor Bennett Bacon.
Damit sei der Kalender für die Bewohner der Altsteinzeit ein wichtiges Tool für den Jagderfolg und die Sicherung des Fortbestandes von Wissen gewesen, da die Höhlenbilder grundsätzlich langlebig sind. Auf diese Weise konnten Informationen über Nachwuchs- und Fortpflanzungsverhalten bereits vor 45.000 Jahren über Generationen weitergegeben werden.
Die Entdeckung kann somit als eine erste Lesart der europäischen altsteinzeitlichen Kommunikation interpretiert werden. In anderen Worten: die ersten bekannten Schriftzeichen in der Geschichte der Menschheit.
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