Vorgestern wurden an der Amerikanischen Elite-Universität Harvard die Ignoble Nobelpreise verliehen. Der Name kommt vom englischen „ignoble“, was so viel wie „schmachvoll“ oder „unwürdig“ bedeutet. Ausgezeichnet wurden Studien, die „erst zum Lachen und dann zum Nachdenken anregen“. Der Preis hat Tradition und wurde bereits zum 28. Mal verliehen. Insgesamt zehn Studien zwischen Unsinn und Experimentierfreude erhielten den gar nicht so verpöhnten Preis. Wie jedes Jahr waren auch zahlreiche Nobelpreisträger bei der unterhaltsamen Preisverleihung anwesend. Zur selben Zeit verlieh man in Washington die Goldene Gans, eine Auszeichnung mit mehr Ernsthaftigkeit, die aber ebenfalls kuriose Forschungsprojekte auszeichnet.
Ig Nobelpreis für Schimpansen- und Fruchtfliegenforschung
Mit einem Ig Nobelpreis wurde zum Beispiel ein Team von Anthropologen ausgezeichnet, die nachweisen konnten, dass Schimpansen im Zoo Menschen ebenso oft und genauso gut imitieren wie Menschen Schimpansen. Das löst im ersten Moment vielleicht Schmunzeln aus, aber macht auf den zweiten Blick doch ein wenig nachdenklich. Es stellt sich die Frage, wie nah uns unsere nächsten Verwandten womöglich doch sind. Ebenfalls um Tiere ging es bei einem Experiment aus der Biologie: Hier fanden Forscher heraus, dass eine weibliche Fruchtfliege im Wein, dessen Aroma verändert. Die Ursachen bleiben jedoch unklar. Im ersten Moment ebenfalls amüsant, auf den zweiten nachdenklich stimmend, war auch ein Beitrag aus dem Bereich Wirtschaft. Einer Studie zufolge hilft es betroffenen Arbeitnehmern bei Übergriffen durch Vorgesetzte eine Vodoo-Puppe zu verwenden. Dies habe positive psychologische Effekte.
Alltagsbezogene Kuriosötäten
Als alltagspraktisch erwies sich eine Studie, die bestätigte, dass Speichel auf manchen Oberflächen durchaus ein effektives Putzmittel ist. Eher skurril aber nicht minder alltagsbezogen war die preisgekrönte Studie aus der Fortpflanzungsmedizin: Sie zeigte, dass man mit einer auf den Penis geklebten Briefmarke ganz einfach herausfinden kann, ob nachts Erektionen auftreten. Ebenfalls in der Medizin wurde die Untersuchung von Akira Horiuchi ausgezeichnet, nach der man eigene Darmspiegelungen am besten im Sitzen durchführt. Auch eine Versuchsreihe Nierensteine mit der Hilfe von Achterbahnfahren auszuscheiden erhielt einen Ig Nobelpreis.
Die Goldene Gans ging 2018 an einen Nobelpreisträger
In Europa weniger bekannt aber ein wenig ernsthafter als der Ig Nobelpreis sind die Golden Goose Awards. Sie wurden zur selben Zeit in der Library of Congress in Washington verliehen. Der Preis richtet sich an Forschungsvorhaben, die mit öffentlichen Geldern gefördert wurden, obwohl ihre Themen unbedeutend oder kurios erscheinen – aber deren Ergebnisse genau das Gegenteil beweisen. Der Name der Auszeichnung erinnert an eine Studie, die 1956 in den USA veröffentlicht wurde. Bruce Glicks untersuchte hierbei eine bis dahin mysteriöse Drüse bei Gänsen, die sogenannte Bursa Fabricii. Was zunächst trivial erschien, sollte in der Folge die Krebsforschung zur Entwicklung neuer Strategien anregen. Denn es stellte sich heraus, dass die Drüse eine zentrale Rolle bei Prozessen des Immunsystems spielt. Auch 2018 wurde eine Forschung ausgezeichnet, die mit Vögeln zutun hat. Der Nobelpreisträger Stanley Cohen hatte sich mit dem Verderben von Eiern beschäftigt und war so auf die Spur sogenannter Zytokine, Proteine zur Zellregulierung, gekommen. Die gewonnen Erkenntnisse führten zu neuen Therapieansätzen in der Behandlung von Krebs und Autoimmunerkrankungen.
Die 15 Euro Eintritt waren fur die Studenten jedenfalls bestens angelegt. Unter Leitung von Marc Abrahams vom MIT entfalteten sich zwei Stunden witzig-frohliche Wissenschaft mit leicht schlupfrigem, aber eben doch akademischen Anstrich.