Die Bearbeitung einer Waffe oder eines Werkzeugs gilt als Zeichen für Intelligenz, die nur wenigen Tieren vorbehalten ist. Die Menschheit begann offenbar vor rund 300.000 Jahren mit der Entwicklung erster Jagdgegenstände. Nun entdeckten Archäologen ein faszinierendes Beispiel einer frühzeitlichen Waffe in Deutschland. Bilder und Erklärungen zu dem Stück fasste Forschungsleiterin Annemieke Milks mit ihrem Team der britischen University of Reading zusammen und veröffentlichte eine Studie über Plos One.
Bearbeitung auf einem hohen Niveau
„Der Standort Schöningen (Deutschland), vor etwa 300.000 Jahren, ist Ursprung der frühesten […] Aufzeichnung von Menschenhand hergestellten Holzwerkzeugen“, so die Forscher. „Dazu gehören Holzspeere und kürzere doppelzackige Stöcke, die in Verbindung mit Pflanzenfressern entdeckt wurden, die entlang eines Seeufers gejagt und geschlachtet wurden.“
Dabei erkennt Milks einen außerordentlichen Wert der Waffen für die Menschen der Urzeit: „Bei […] einem von Schöningens doppelzackigen Stöcken demonstrieren wir neue menschliche Verhaltensweisen für diese Zeit, einschließlich ausgeklügelter Holzbearbeitungstechniken.“
Die Archäologin und ihr Team untersuchten die Holzwaffen mithilfe von Mikro-Computertomografie. Dabei fanden sie heraus, dass das Holz auf eine besondere Art bearbeitet wurde. So wurde der Holzstock zunächst eingeschnitten, getrocknet und im Anschluss abgeschliffen. Diese abgeschlossenen Arbeitsprozesse sollen beweisen, dass besonderes Wissen über Holz notwendig war. Denn die Waffen besaßen kaum Fehler und wurden offenbar gut gepflegt.
Zahlreiche Jagdmöglichkeiten durch Waffen
Bei der Frage, ob Menschen zu dieser Zeit Vegetarier oder Fleischfresser waren, sind sich Wissenschaftler bisher uneinig. Doch dieser Fund deutet darauf hin, dass sie nicht nur gejagt, sondern ihre Jagdstrategie bereits angepasst und verbessert haben. Die Chefautorin erläutert dazu: „Neben der neuen detaillierten Morphometrie des Objekts unterstützt eine ethnografische Überprüfung eine primäre Funktion als Wurfstock für die Jagd und zeigt potenzielle Jagdstrategien und soziale Kontexte.“ Dies unterstütze die These, dass Menschen bereits in der Frühzeit Fleisch zu sich genommen haben und mitsamt ihrer Fähigkeiten von Archäologen bisher unterschätzt wurden.