Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über die erfolgreiche Aufstellung der Zweitspiegel des James-Webb-Weltraumteleskops. Nun kann die NASA einen weiteren Zwischenerfolg vermelden: am gestrigen Samstag wurde demnach der 6-Meter-große Hauptspiegel ausgefahren. Die notwendigen Spiegelplatten und ihre Flügel wurden ferngesteuert mehrere Tage ausgefahren. Somit sei der letzte Schritt der Vorbereitung vor der eigentlichen Inbetriebnahme des Teleskops abgeschlossen.
Einblicke in das frühe Universum
Die Aufbauphase startete zu Jahresbeginn mit dem aufwändigen Entfalten der Aufspannung des wichtigen Sonnenschutzes, bei der millimetergenau Folie für Folie aufgezogen werden musste. Mit dem Hauptspiegel sei nun ein weiterer Meilenstein erreicht, wie NASA-Boss Bill Nelson am Samstag verkündete. Noch können die ersten Aufnahmen allerdings nicht getätigt werden. Schließlich muss das James-Webb-Weltraumteleskop noch aufwendig ausgerichtet und kalibriert werden, bevor man mit den lang ersehnten Ergebnissen rechnen darf. Ab Sommer 2022 sollen die ersten Bilder dann die Erde erreichen. Die Astronomen erhoffen sich weitreichende Erkenntnisse aus Aufnahmen entfernter Galaxien und somit über das frühe Universum, das kurz nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren entstand.
Möglich wird dies durch die enorme Entfernung der zu beobachtenden Objekte. Deren Strahlung benötigte genau diesen Zeitraum, um hier auf der Erde zu landen. Ein Lichtjahr entspricht bereits einer Distanz von etwa 9,4605 Billionen Kilometern. Trotz dieser fast unvorstellbaren Entfernung hat die Menschheit nun ein Werkzeug entwickelt, mit dem sie auf diese Weise in die Vergangenheit blicken kann. Es wird vermutet, dass das Universum selbst seinerzeit ganz anders ausgesehen haben musste als heute. Mit James-Webb möchten die Astrophysiker gängige Theorien durch reale Beobachtungen überprüfen.
Laut NASA arbeiten die Wissenschaftler bereits 30 Jahre lang an der Entwicklung ihres neuen Teleskops und investierten rund 10 Milliarden US-Dollar in das Projekt. Als Nachfolger des berühmten Hubble-Teleskops soll James Webb noch leistungsstärker werden und die ältesten Galaxien im All untersuchen können. Dabei wird vor allem das für das menschliche Auge nicht sichtbare Infrarotspektrum abgedeckt. Schon Hubble erweiterte die Möglichkeiten der Weltraumerkundungen enorm. Zahlreiche bekannte Aufnahmen aus zahlreichen Galaxien fanden so auch bei Nicht-Physikern Anklang und sorgten für eine enorme Aufmerksamkeit. Gleiches wird nun von James-Webb erhofft.
Video zeigt letzten Blick auf das James-Webb Weltraumteleskop
Los ging es am 25. Dezember, als eine Ariane Trägerrakete vom europäischen Weltraum-Bahnhof Kourou in Französisch-Guyana seine Reise begann. Noch hat das Teleskop, das mittlerweile vom Träger abgekoppelt wurde, wie ein NASA-Video zeigt, eine weite Reise vor sich. Insgesamt soll es 1,5 Millionen km weit entfernt von der Erde seine Bilder schießen. Für diese Strecke sind etwa vier Wochen veranschlagt worden.
Imagen de Luminas Art en Pixabay