Selbst wenn die Menschheit plötzlich die globale Erwärmung vollständig stoppen könnte, würde das Volumen des Eises in den europäischen Alpen bis 2050 um 34 % sinken. Deutlich wahrscheinlicher ist allerdings, dass sich der in den letzten 20 Jahren beobachtete Trend mit der gleichen Rate fortsetzen wird, was mit einem Verlust von rund der Hälfte des Eisvolumens einhergehen dürfte. Zieht man lediglich die Entwicklung der letzten zehn Jahre heran, so dürften 65 % des Eises verschwinden.
Schweiz ohne Schnee bei möglicher Olympiade
Diese erschreckenden Ergebnisse liefert eine internationale Studie, die von Wissenschaftlern der Universität Lausanne federführend mittels Simulationen, die auf künstlichen Intelligenz-Algorithmen basierten, durchgeführt wurde. „Die Daten, die zur Erstellung der Szenarien verwendet wurden, enden im Jahr 2022, einem Jahr, auf das ein außergewöhnlich heißer Sommer folgte. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Situation noch schlimmer sein wird als die, die wir darstellen“, erklärt Erstautor Samuel Cook.
Die Studie, die in den Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, betrachtet bewusst den kürzeren Zeitraum bis 2050, was es einfacher machen soll, die Relevanz für heutige Generationen zu erkennen und so Maßnahmen zu fördern. Die Forscher betonen in diesem Zusammenhang, dass das Verschwinden von mehreren Kilometern Eis erhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerung, die Infrastruktur und die Wasservorräte haben wird. In einer Pressemitteilung fragen die Wissenschaftler: „Wie alt werden unsere Kinder im Jahr 2050 sein? Wird es im Jahr 2038 noch Schnee geben, wenn die Schweiz die Olympischen Spiele ausrichten darf?“
Studie dank maschinellem Lernen
Für ihre Untersuchungen setzten die Forscher auch auf Deep-Learning-Methoden, um das Modell auf physikalische Konzepte zu trainieren und es mit realen Klima- und glaziologischen Daten zu füttern. „Das maschinelle Lernen revolutioniert die Integration komplexer Daten in unsere Modelle“, so Co-Autor Guillaume Jouvet, Professor an der FGSE und Mitautor der Studie. „Dieser wesentliche Schritt, der zuvor berüchtigt, kompliziert und rechnerisch aufwendig war, wird nun genauer und effizienter.“
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