Kraken sind einzigartige Tiere. Sie sind bekannt dafür, sich ihrer Umgebung anpassen und tarnen zu können, dabei sorgen sowohl ihr Gehirn als auch ihre Herzen unter Wissenschaftlern für Rätsel. Wie kann es etwa sein, dass die Kraken offenbar problemlos große Temperaturunterschiede im Wasser überstehen können? Ein Team aus Tiermedizinern und weiteren Forschern untersuchten die Prozesse nun genauer.
Kraken: Ein einzigartiges wechselwarmes Tier
Wechselwarme Tiere haben keine Möglichkeit, ihre Körpertemperatur anzupassen. Ein Wechsel zwischen warmen und kalten Gewässern kann für diese Tiergattungen lebensgefährlich werden.
Kraken zeigen jedoch ein anderes Verhalten. Ihnen scheint der Wechsel zwischen warmen und kalten Gewässern keine Probleme zu bereiten. Wie genau sie sich an die neuen Umgebungen anpassen, wollte Matthew A. Birk mit seinem fünfköpfigen Team herausfinden.
Sie untersuchten Tiere der Gattung Octopus bimaculoides. Diese nutzen vermutlich Proteine, um ihr Nervensystem auf einen Temperaturwechsel vorzubereiten. Im Fachmagazin Cell analysieren die Forscher: „Wir berichten, dass das neuronale Proteom von Octopus bimaculoides nach einer Temperaturherausforderung massive Neukonfigurationen durch Bearbeitung durchläuft.“
Der Chefautor spricht dabei von einer Umkodierung der RNA-Proteine. Der Prozess, der einen Temperaturwechsel ausgleichen soll, müsste demnach im Gehirn der Tiere beginnen und sich im Anschluss auf das gesamte Nervensystem ausweiten.
Tests belegen eine schnelle Anpassung
Um diese These beweisen zu können, arbeitete das Team mit der Kraken-Expertin Kavita J. Rangan zusammen. Sie untersuchte in der Vergangenheit ebenfalls Kraken und Tintenfische. Auch sie geht davon aus, dass die RNA Proteine in den Genen der Tiere die Quelle für den Temperaturausgleich sind.
Für ihre Tests hielten sie sieben wild gefangene Tiere in Aquarien. Zunächst setzten sie sie in 22 Grad warmes Wasser und entnahmen Blutproben. Nach 14 Tagen setzten sie die Kraken in 13 Grad kaltes Gewässer. Nach weiteren zwei Wochen entnahmen sie wieder Proben. Nun konnten sie die RNA Werte der Tiere im Blut ermitteln und miteinander vergleichen.
Dabei stellten sie fest, dass sich die Zahl der Proteine erheblich gesteigert hatte, nachdem die Tiere in das kalte Wasser umgesiedelt wurden. Des Weiteren waren diese verändert – sie enthielten nun eine mRNA-Editierung.
Die Forscher beschreiben, dass die ausgeschütteten Proteine dazu führen, dass die Tiere den Temperaturunterschied innerhalb von wenigen Stunden ausgleichen können. Bei größeren Unterschieden dauerte der Prozess etwas länger, wie die Autorin Rangan laut Wissenschaft.de beschreibt: „Wir konnten in weniger als einem Tag signifikante Veränderungen feststellen, und innerhalb von vier Tagen waren sie auf dem Niveau, auf dem sie sich nach einem Monat befanden.“
Das Team beschreibt, dass diese Entdeckung in Zukunft auch für die Medizin interessant werden könnte. Grundsätzlich wäre es möglich, eine solche Umkodierung auch künstlich zu ermöglichen.
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