Die Insel K’gari liegt südlich des Great Barrier Reefs und spielt eine wichtige Rolle in der Formation des größten Korallenriffs der Welt. Wissenschaftler untersuchten nun das Alter der Insel und fanden dabei heraus, dass sie wohl durch klimatisch bedingte Veränderung des Meeresspiegels entstand.
Natürlicher Schutzwall ermöglichte das Korallenwachstum
Das Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens ist ein beliebtes Ausflugsziel für Taucher und Schnorchler: Es beherbergt mehr als die Hälfte aller existierenden Korallenarten, 1625 Fischarten und einige große Meeressäuger. Doch obwohl es das größte Riff der Welt ist, ist sein Entstehen noch immer nicht vollkommen geklärt. Aufgrund von geologischen und klimatischen Bedingungen hätte es sich schon vor Jahrmillionen formieren können, doch laut Datierungen ist es nur in etwa 650.000 bis 450.000 Jahre alt. Durch eine neue Studie von einer Gruppe von Wissenschaftlern aus Australien, Neuseeland, Schweden und den U.S.A. konnte ein Teil der Lösung dieses Rätsels offenbar gefunden werden. Sie liegt im Alter der Insel K’gari.
Fraser Island, wie sie auch genannt wird, ist die größte Sandinsel der Welt und liegt südlich des Great Barrier Reefs. Schon seit einigen Jahren steht fest, dass sie ein wichtiger Faktor für die Bildung des größten Korallenriffs der Welt war. Denn die Insel dient als Schutz vor Sedimentkörnern. Die Strömungen entlang der Ostküste Australiens schwemmen pro Jahr mehrere hunderttausend Kubikmeter Sand an. Heutzutage werden diese Strömungen von K’gari ins offene Meer abgeleitet und enden somit nicht mehr beim Great Barrier Reef. Doch das war nicht immer so. Bevor sich K’gari gebildet hatte, war der heutige Ort des Great Barrier Reefs tödlich für Korallen: Wie die neue Studie, die im renommierten „Nature Geoscience“ erschien, verrät, gibt es Hinweise darauf, dass sich die Nesseltiere schon vor über 20 Millionen Jahren in jenem Gebiet niederlassen wollten. Doch der hohe Sandgehalt im Wasser tötete die kleinen Korallenriffe immer wieder aufs Neue. Erst mit der Formierung der Insel, die eine natürliche Barriere für den Sand darstellt, konnte das Korallenriff sich vor ungefähr 500.000 Jahren endgültig festsetzen und florieren.
Insel entstand durch starke Temperaturschwankungen
Bis vor Kurzem wusste man allerdings nicht, wie und wann sich Fraser Island gebildet hatte. Die Forscher rund um den schwedischen Geologen Daniel Ellerton bestimmten das Alter von K’gari daher mithilfe der Thermolumineszenzdatierung von Bohrkernen, bei der gemessen wird, wann die Sandkörner das letzte Mal der Sonne ausgesetzt waren. Die Wissenschaftler bestimmten auf diese Weise ein ungefähres Alter von 1,2 bis 0,7 Millionen Jahren. Vorangegangene Forschung hat ergeben, dass zu diesem Zeitpunkt der Meeresspiegel stark schwankte. Aufgrund von schnell abwechselndem Temperaturanstieg und -abstieg schmolzen und wuchsen Gletscher in Rekordzeit. Auf diese Weise konnte sich der Sand an der Stelle von ansammeln.
Das neue Wissen löst nicht nur einen Teil des Rätsels rund um die Entstehung des Great Barrier Reefs, sondern schafft auch allgemeines Verständnis für Küstenbildungsprozesse. „Küstengebiete auf der ganzen Welt sind aufgrund des Klimawandels durch den steigenden Meeresspiegel stark gefährdet. Wenn wir Küsten und Korallenriffe erhalten wollen, müssen wir diese Prozesse untersuchen und verstehen“, erklärt Ellerton in einer Pressemitteilung.
Bild von CoffeewithMilk auf Pixabay, Artikel von Anna Mikulics