Hypnose: Einige halten sie für unseriös, andere gehen von davon aus, dass sie die Psyche grundlegend verändern könnte. Eine Gruppe von Psychologen, Wissenschaftlern und Ärzten der Ruhr-Universität in Bochum stellte sich nun die Frage, wie stark der Einfluss dieser Hypnose-Sitzungen bei Menschen sein kann. Dabei wollten sie vorwiegend beantworten, ob sich auch die körperliche Wahrnehmung, also die Empfindung der Personen verändern kann.
Dafür beobachteten sie 24 Testpersonen während einer Hypnose-Sitzung. Im Anschluss veröffentlichten sie ihre Untersuchungsergebnisse auf nature.com.
Potenziell falsche Wahrnehmungen
„Die Wahrnehmung unterliegt ständigen Veränderungen durch Lernen und Top-Down-Einflüsse“, so die Forscher. „Obwohl zahlreiche Studien eine Modulation der Wahrnehmung durch Aufmerksamkeit, Motivation, Inhalt und Kontext gezeigt haben, gibt es eine ungelöste Kontroverse darüber, ob diese Beispiele wahre Beweise dafür liefern, dass Wahrnehmung durch Kognition durchdringend ist. Um neurophysiologische Korrelate zu untersuchen, haben wir EEG und SEPs aufgezeichnet.“
Für die Untersuchungen wurden die Testpersonen gebeten, eine Zwei-Punkt-Diskrimination durchzuführen. Dabei wird der Zeigefinger in eine Halterung gelegt, durch die er an zwei Punkten regelmäßig spürbar, jedoch schmerzfrei angestochen wird.
Ein wichtiger Punkt bei der Einstellung des Gerätes ist, wann die zwei Punkte weit genug voneinander entfernt sind, um nicht als ein gemeinsamer Punkt wahrgenommen zu werden. Diese Empfindungsgrenze sollte den Forschern während den Hypnose-Untersuchungen weiterhelfen.
Hypnose beeinflusst das Tastgefühl
Die Forscher hatten die These, dass die Wahrnehmung der Personen verändert werden kann. Um diese These nun zu beweisen, übermittelten sie den Testpersonen, die unter Hypnose standen, eine Information über ihren Zeigefinger. Dabei sagten sie beispielsweise, dass der Finger fünfmal größer oder deutlich kleiner sei als zuvor.
Durch die Apparatur, indem sich der Zeigefinger der Testpersonen immer noch befand, konnten die Wissenschaftler nun sehen, an welchem Ort die zwei Nadeln, laut der Wahrnehmung der Personen, zu einer gemeinsamen verschmolzen sind.
Daraus konnten sie also erkennen, für wie groß oder klein die Testpersonen ihren Finger, nach der neuen Information hielten. Die Ergebnisse waren eindeutig. Die Empfindungsgrenze der Personen lag rund 1,6 Millimeter näher an der Größe, die die Wissenschaftler ihnen übermittelt hatten.
„Wir haben argumentiert, dass es eine Verbindung zwischen Wahrnehmung und Kognition gibt, die von der Kognitionswissenschaft erfasst werden muss, und dass die Natur dieser Verbindung so ist, dass die Wahrnehmung ohne direkten, unvermittelten Einfluss der Kognition verläuft“, so die Wissenschaftler. Diese Argumentation dürfen Sie nun als bestätigt betrachten.