Eine neue Studie, die im Frontiers of Neuroscience Magazin erschien, konnte mithilfe von polysomnografischen Daten unlängst die Saisonalität des menschlichen Schlafs nachweisen. Dabei fragten sich die Wissenschaftler, ob wir Menschen ähnlich wie manche Tiere auch saisonal unterschiedliche Schlafgewohnheiten aufweisen.
Saisonale Schlafgewohnheiten
Das Forscherteam der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin in Berlin untersuchte die langfristigen Auswirkungen der subjektiven Schlafdauer bei Menschen mit Schlafstörungen über das Jahr hinweg und stellte eine wesentlich längeren Schlaf in den Wintermonaten fest. Dafür wurden im Jahr 2019 Schlafmessungen bei einer Kohorte aus knapp 300 Patienten über drei Nächte durchgeführt. Sie sollten „wie gewohnt“ schlafen, aber es war ihnen nicht erlaubt, einen Wecker zu stellen. Dabei schliefen die Patienten in dieser Studie in einem neurologischen Schlaflabor.
So stellte das Team um Katy Sarah Weihrich fest, dass jahreszeitliche Schwankungen zugunsten des Sommers bei den Teilnehmern bestehen. So seien vor allem die erholsamen REM-Schlafphasen im Winter länger als im Sommer, aber auch die Gesamtschlafzeit steige im Winter an. Entsprechend glauben die Forscher, dass die Schlafdauer, ähnlich wie einige psychologische Prozesse, saisonale Muster aufweisen könne.
„Die Daten deuten darauf hin, dass die Schlafarchitektur bei Patienten mit Schlafstörungen durch jahreszeitliche Veränderungen beeinflusst wird, selbst in einer städtischen Umgebung mit geringer natürlicher Lichtexposition und hoher Lichtverschmutzung“, erklärt Weihrich, eine Mitautorin der Studie und Postdoktorandin an der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin.
Effekt könne mit fehlendem Tageslicht zusammenhängen
Das Licht spiele bei der Anpassung an jahreszeitliche Veränderungen eine große Rolle. So sei das Tageslicht ein Indikator für die innere biologische Uhr des Menschen. Damit könnte es auch für den Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich sein, glauben die Forscher. So sollen sich Gegenden mit weniger Stunden Tageslicht am Tag in einer gesteigerten Schlafdauer auf Menschen auswirken.
Derzeit seien die Ergebnisse noch nicht auf die allgemeine Bevölkerung übertragbar, ermöglichen aber vorläufige Beobachtungen des Phänomens. Das Team möchte daher weitere Untersuchungen anschließen, die mehr Klarheit über das Schlafverhalten bringen sollen. Die REM-Schlafparameter bestätigen die Ergebnisse früherer Untersuchungen, bei denen festgestellt wurde, dass eine höhere Lichtexposition die REM-Zeit unterdrückte. Die Wissenschaftler empfehlen daher, dem erhöhten Schlafbedarf auch im Winter Rechnung zu tragen, um sich nachts richtig zu erholen.
„Bei vielen Menschen wird der Zeitpunkt des Aufwachens stärker von den Geschäfts- oder Schulzeiten ihres Arbeitgebers gesteuert als von ihrer inneren Uhr. Die Anpassung des Schlafrhythmus kann daher nur durch die Wahl der Zeit, zu der man zu Bett geht, gesteuert werden“, so Weihrich.
Bild von 愚木混株 Cdd20 auf Pixabay