Das Unternehmen L.E.A.P. Aerospace will hoch hinaus und das möglichst schnell. Schnell lässt sich in diesem Zusammenhang wörtlich nehmen und bezieht sich auf die Geschwindigkeit von satten 2350 km/h, mit der der EON-01 88 Passagiere zukünftig befördern möchte. Einige Magazine und TV-Sender berichten aktuell über das vermeintlich visionäre Flugzeug.
An den Plänen darf allerdings gezweifelt werden, auch weil ein umstrittener selbsternannter Tech-Mogul aus Südafrika hinter dem vermeintlich visionären Projekt steckt.
Eine Erinnerung an die Concorde
Beginnen wir erst einmal mit den Nachrichten. Der L.E.A.P EON-01 erinnert als Flugzeug an die legendäre Concorde, die seinerzeit – neben einer geringen Profitabilität – auch an dem Überschall-Flugverbot über Land scheiterte.
Damals wurden entsprechende Überschall-Geschwindigkeiten aufgrund enormer Belastungen für die Natur nur noch über internationalen Gewässern gewährt. L.E.A.P möchte die Problematik nun gelöst haben und reduziert nach eigenen Aussagen die entstehenden Schallwellen durch die Form des Fluggeräts. Optisch macht sich das in erster Linie durch eine sehr spitze Nase bemerkbar.
Darüber hinaus sind äußerlich nicht allzu viele Veränderung gegenüber dem französischen Vorgänger auszumachen. Vier Triebwerke sind auf zwei Motorgondeln aufgeteilt und Deltaflügel kommen zum Einsatz.
100x leiser als ein Helikopter
Das Triebwerk setzt zudem auf einen Aufbau ohne Rotorblätter. Das soll zugunsten der Lärmbelastung gehen. „Unser Auftritt am Horizont zielt darauf ab, den Überschallknall mit technischen Mitteln verstummen zu lassen“, heißt es vom Unternehmen auf der hauseigenen Webseite. Das soll das L.E.A.P Flugzeug sogar 100x leiser machen als einen herkömmlichen Helikopter. Die Suche nach besonders geräuscharmen Möglichkeiten des Fliegens hat die Techniker offensichtlich dazu gebracht, sowohl den Start als auch die Landung mithilfe von kleinen Propellern absolvieren zu lassen.
Noch ist die Entwicklung nicht abgeschlossen, doch in bereits einigen Jahren soll der Überschall-Stern am Himmel aufgehen. Mit seinem neuen Flugzeug möchte das US-Unternehmen neue Spitzenwerte im internationalen Flugverkehr erreichen. So wären Reisen von London nach New York in lediglich drei Stunden zu absolvieren. Mit der Geschwindigkeit von 2350 km/h würde der EON-01 Mach 1.9 erreichen bei einer Flughöhe von über 18 km. Das reicht jetzt noch nicht ganz an die 100 km des Weltall-Ausritts eines Jeff Bezos heran, jedoch würde man deutlich über die Flughöhe konventioneller Flugzeuglinien kommen. Diese fliegen normalerweise zwischen 10 km und 15 km über dem Meeresspiegel.
Sicherer Landemechanismus und klimaneutral
Sollte das Flugzeug tatsächlich in den Bau gehen, dann dürfte es einige außergewöhnliche Eigenheiten mit sich bringen. So sei auch ein Mechanismus zum sicheren Landen geplant, der dann greifen soll, wenn ein kompletter Maschinenschaden oder sonstige Fehlfunktionen festgestellt werden – vollautomatisch soll das sein.
Der Flug soll darüber hinaus völlig klimaneutral sein. Wie genau das erreicht werden soll, ist bislang allerdings noch unklar. Bis ins Jahr 2029 möchte das Unternehmen jedoch startklar sein.
Hinter dem ehrgeizigen Projekt steckt der „südafrikanische Elon Musk“ Priven Reddy, der als Tech-Mogul keinen Ehrgeiz vermissen lässt: „Wenn du müde von langen Wartezeiten aufgrund der konventionellen Flüge bist, dann hat das Warten jetzt ein Ende.“
Projekt eines umstrittenen Krypto-Moguls
Inwiefern L.E.A.P, was im Übrigen für „Limitless Earth Advancement Program“ steht, wirklich an den Start gehen wird, bleibt jedoch ungewiss. So liefert der Konzern bislang weder konkrete technische Erklärungen, noch bisherige Testergebnisse. Auch eine Roadmap zu den nächsten Schritten der Entwicklung findet man nicht. Eine Genehmigung in dem harten Wettbewerb bei äußerst strengen Regulierungen ist zudem alles andere als ein Selbstläufer.
Reddy, der sein Vermögen mit Kryptowährungen gemacht haben soll, gilt als umstrittene Person, die sich in der Vergangenheit auch schon mit Betrugsvorwürfen konfrontiert sein. Der Traum vom leisen Überschallflug dürfte also noch eine ganze Weile ein Traum bleiben.
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