Der Ausbruch des im Kongo liegenden Nyiragongo kam für die Forscher 2021 ohne jegliche Vorzeichen. Doch nun gibt eine Erklärung für den Ausbruch.
Eine Magmaschicht war wohl der Grund für den Ausbruch
Zwar gibt es kein Frühwarnsystem, das vollkommene Sicherheit garantiert, doch vor einem Vulkanausbruch zeigt ein Vulkan normalerweise einige natürliche Vorzeichen für den bevorstehenden Ausbruch. Es treten vulkanische Gase aus, die Magmakammern laufen voll und lassen den Berg aufblähen. Auch Erdbeben sind ein relativ sicheres Anzeichen für eine baldige Eruption.
Umso überraschender war die Eruption letzten Jahres, sämtliche bekannte Vorzeichen waren ausgeblieben. In den Jahren 1977 und 2002 war der Nyiragongo schon einmal ausgebrochen, diese Ausbrüche waren jedoch abzusehen, denn der Vulkan kündigte sie bereits Wochen vor dem Ausbruch mit starken Erdbeben an. Delphine Smittarello vom European Center for Deodynamics and Seismology in Walferdange fand nun mit ihrer Arbeitsgruppe heraus, warum der Vulkan im Mai ausbrach.
Die Wissenschaftler erklären im Magazin Nature, dass sich eine riesige Magmaschicht unter der Oberfläche gebildet hatte. Die Schicht lag in relativ geringer Tiefe, deshalb konnte sie bei dem Ausbruch schnell austreten. Der Ausbruch im letzten Jahr zeigte sich so erst 40 Minuten vor dem Austritt der Lava auf den Sensoren, die die Vulkanaktivität messen. Der unerwartete Ausbruch führte dazu, dass 220 Menschen starben und Hunderte weitere verletzt wurden.
Nicht nur die Eruption stellt eine Gefahr dar
Die Forschungsgruppe ging der Frage auf den Grund, warum der Vulkan erst so spät Anzeichen für den Ausbruch zeigte. Untersuchungen zeigten, dass sich unter der Stadt Goma eine 243 Millionen Kubikmeter große Lavablase gebildet hatte. Die Lavamasse lag nur 500 Meter tief und bewegte sich in einer flachen Schicht fort. Smittarello erklärt: „Diese sehr kurze Zeitspanne zwischen den ersten Erdbeben und dem Ausbruch an der Vulkanflanke zeigt uns, dass das Magma nur sehr wenig Zeit brauchte, um die Oberfläche zu erreichen, da es bereits in geringer Tiefe gelagert war“. Wenn sich ein Lavastrom auf diese Weise fortbewegt, nennt man das Dyke.
Anhand von Bodenanalysen stellten sie Forscher fest, dass der Dyke erst am Kivu-See zum Halten kam. Der Biologe Benits Smets vom Königlichen Museum für Zentralafrika war ebenfalls an der Arbeit beteiligt und stellt mit diesem Ereignis ein neues Risiko fest: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass, sobald Magma in so geringer Tiefe fließt, die Gefahr eines Lavaausflusses mitten in der Stadt, einer phreatomagmatischen Eruption – wenn das Magma mit dem kalten Wasser des Kivu-Sees in Berührung kommt – oder auch einer limnischen Eruption des Kivu-Sees besteht“.
Der Nyiragongo liegt 3470 Meter über dem Meeresspiegel und sein Berg erstreckt sich auf etwa 250 Meter. Auf kongolesischer Seite des Vulkans liegt die Millionenstadt Goma, in Ruanda ist es die Stadt Gisenyi, die auch von dem Ausbruch betroffen war.
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