Laut einer aktuellen Studie können Menschen den Prozess des Wiederauftretens unerwünschter Gedanken proaktiv steuern, indem sie an sie denken. Die Studie, die von einem Forscherteam der Hebräischen Universität Jerusalem durchgeführt wurde, ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein unerwünschter Gedanke wieder auftaucht, zunimmt, wenn die Menschen aufgefordert werden, an ihn zu denken. Dies lasse sich ausnutzen.
Analyse mittels Computer
Wenn es um unerwünschte Gedanken geht, versuchen Menschen oft, sie reaktiv zu verdrängen, nachdem sie aufgetreten sind. Die neue Studie legt jedoch nahe, dass es viel effizienter sein kann, eine Assoziation von vornherein zu vermeiden und die sich wiederholende Schleife unerwünschter Gedanken zu verhindern.
Die Wissenschaftler Isaac Fradkin und Eran Eldar verwendeten ein Computermodell, um zu simulieren, wie sich verschiedene Vermeidungsstrategien auf die Schleifenbildung unerwünschter Gedanken auswirken könnten. Reaktives Vermeiden führe demnach eher zu einem „Bumerang-Effekt“, bei dem die Anstrengung, den Gedanken zu vermeiden, ihn sogar noch verstärkte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die israelischen Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse am 14. Juli im Fachmagazin PLOS Computational Biology.
In ihrer Untersuchung wollten die Biologen herausfinden, wie Menschen neue Assoziationen zu gängigen Wörtern entwickeln. 80 englischsprachige Erwachsene wurden hierfür dabei beobachtet, wie sie Wörter auf einem Bildschirm sahen und dazugehörige Wörter eingaben. Einer Gruppe wurde gesagt, dass sie keine Geldprämie für ihre Studienteilnahme erhalten würden, wenn sie die Assoziationen wiederholten, sodass sie versuchten, die Gedanken an frühere Wörter, die sie eingegeben hatten, zu unterdrücken.
Gedanken verdrängen kann kontraproduktiv sein
Die Forscher verwendeten dann rechnerische Ansätze, um zu modellieren, wie die Menschen wiederholte Assoziationen vermeiden. Sie fanden heraus, dass die meisten Menschen eine reaktive Kontrolle anwenden, d. h. unerwünschte Assoziationen ablehnen, nachdem sie ihnen bereits in den Sinn gekommen sind. „Diese Art der reaktiven Kontrolle kann besonders problematisch sein“, so die Autoren in einer Pressemitteilung. „Denn wie unsere Ergebnisse zeigen, verstärken sich Gedanken selbst: Wenn wir einen Gedanken denken, verstärkt sich seine Erinnerung und die Wahrscheinlichkeit, dass er wiederkehrt“.
Dies bedeute, dass jedes Mal, wenn man versuchen würde, eine unerwünschte Assoziation reaktiv zurückzuweisen, ihr unbeabsichtigt mehr Stärke verleihen würde. „Wir haben aber auch festgestellt, dass Menschen diesem Prozess teilweise zuvorkommen können, wenn sie sicherstellen wollen, dass ihnen dieser Gedanke so wenig wie möglich in den Sinn kommt“, so die Wissenschaftler weiter.
Ergebnisse bislang nur für neutrale Gedanken relevant
Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass die proaktive Vermeidung einer Assoziation eine effektivere Strategie sein könnte, um zu verhindern, dass sich die unerwünschten Gedanken überhaupt erst festsetzen. Die Informationen könnten nun dabei helfen, besser zu verstehen, wie Menschen Informationen verarbeiten und wie neue Informationen effektiver aufgenommen werden können.
„Die Menschen können unerwünschte Gedanken zwar nicht vermeiden, aber sie können dafür sorgen, dass das Denken eines unerwünschten Gedankens die Wahrscheinlichkeit nicht erhöht, dass er ihnen wieder in den Sinn kommt“, fügt Fradkin hinzu. „Während sich die aktuelle Studie auf neutrale Assoziationen konzentrierte, sollten zukünftige Studien herausfinden, ob unsere Ergebnisse auch für negative und persönlich relevante unerwünschte Gedanken gelten.“