Biologen der Cambridge Universität haben möglicherweise eine neue Funktionsweise der Evolution identifiziert, die vergleichsweise schnell neue Arten bilden kann. Im Mittelpunkt stehen die Bronzekuckucke und ihre Wirtsvögel – eine evolutionäre Beziehung, die zu einem wahren „Wettrüsten“ geführt hat.
Nur subtile Unterschiede zwischen den Arten
Bronzekuckucke legen ihre Eier in die Nester kleiner Singvögel und täuschen die Wirtseltern, indem ihre Küken den Nachkommen der Wirte zum Verwechseln ähnlich sehen. So finden sich lediglich subtile Unterschiede im Gefieder und in den Rufen der Erwachsenen, die den auf denselben Wirt spezialisierten Männchen und Weibchen helfen, einander zu erkennen und sich zu paaren.
Dieses Mimikry ist das Ergebnis einer langen Koevolution, bei der die Wirtsvögel immer besser darin wurden, fremde Küken zu erkennen, während die Kuckucke ihre Tarnung perfektionierten. Wie die Studie zeigt, hat dieser Prozess zur Entstehung neuer Kuckucksarten geführt, die jeweils an einen bestimmten Wirtsvogel angepasst sind. „Nur die Kuckucksküken, die den Nachkommen des Wirtsvogels am ähnlichsten sehen, haben eine Chance, nicht entdeckt zu werden. Über viele Generationen hinweg haben sich die Kuckucksküken daher den Wirtsvögeln angeglichen“, so Prof. Naomi Langmore von der Australian National University, Hauptautorin der Studie.
DNA-Analysen bestätigen Vermutungen
Für ihre Studie kombinierten die Forscher jahrzehntelange Feldbeobachtungen mit genetischen Analysen von Museumsexemplaren und historischen Eierschalenproben. Durch den Vergleich der DNA konnten sie zeigen, dass sich die Kuckuckslinien, die ihre Wirte am meisten belasten, am schnellsten in neue Arten aufspalteten.
„Dieser aufregende neue Befund könnte potenziell auf jedes Artenpaar zutreffen, das in einem evolutionären Wettkampf steht“, so Co-Autorin Professor Kilner vom Institut für Zoologie der Universität Cambridge. „Wie wir beim Kuckuck gesehen haben, könnte das ko-evolutionäre Wettrüsten zur Entstehung neuer Arten führen – und die Artenvielfalt auf unserem Planeten erhöhen“.
Damit könnten die Wissenschaftler ein neues Prinzip der Evolutionsbiologie identifiziert haben. Ihre Ergebnisse wurden vergangenen Donnerstag im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.
Bildquelle: Mark Lethlean