Unsere Sprache unterliegt einer eigenen Evolution, die durch soziale, kulturelle und kognitive Einflüsse geprägt wird. Neue Forschungsergebnisse der Universität von Warwick und der Universität von Helsinki deuten darauf hin, dass Wörter wie ‘Sex’ und ‘Kampf’ wohl auch in Zukunft eine wichtige Rolle im menschlichen Sprachgebrauch einnehmen werden. Solche Terminologien würden ähnlich wie bei einer natürlichen Selektion überleben. Die Forscher bezeichnen das Phänomen als „Survival of the Fittest“. Die Studie wurde im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
Weiterentwicklung der Sprache ist evolutionärer Prozess
Wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet und filtert, unterliegt einem Prozess, der als ‘kognitive Selektion’ bekannt ist. Dieser Prozess wird in der heutigen Welt, in der verschiedene Informationsformen ständig um Aufmerksamkeit konkurrieren, immer bedeutender. „Information ist ein komplexer Organismus, der sich durch die kognitive Selektion in unseren Köpfen ständig weiterentwickelt.“, so Psychologieprofessor und Studienautor Thomas Hills in einer Pressemitteilung.
Die Studie zeigt, dass Wörter mit der stärksten Überlebenskraft solche sind, die früh im Leben erworben werden und mit Dingen verbunden sind, die Menschen sehen oder sich vorstellen können, sogenannte ‘konkrete’ Wörter. „Sprachen verändern sich durch soziale, kulturelle und kognitive Einflüsse. Informationsumgebungen entwickeln sich aufgrund von Kriegen, Krankheiten, Bevölkerungsveränderungen und technologischen Innovationen weiter. Der Verstand bleibt jedoch relativ stabil und ist in der Lage, dauerhafte Auswirkungen auf die Sprachevolution auszuüben. Diese kognitive Selektion beeinflusst, was auf einem Informationsmarktplatz Bestand haben wird“.
Umfassendes Experiment mit 12.000 Probanden
Inwiefern Informationen in einer Sprache bestehen bleiben, hänge entsprechend von drei wesentlichen Faktoren ab: früher Erwerb, Konkretheit und Erregung für die linguistische Information. „Unsere Studie zeigt, dass Eigenschaften wie frühe Aneignung, Konkretheit und Erregung sprachlichen Informationen einen Selektionsvorteil verleihen“, so Hills weiter. Als Beispiel für konkrete Informationen beschreiben die Forscher das Wort „Katze“, das konkreter ist als „Tier“, das wiederum konkreter ist als das Wort „Organismus“. Erregende Wörter sprechen hingegen die menschlichen Emotionen an, so wie „Sex“ oder „Kampf“.
Für die Studie nutzten die Wissenschaftler ein Experiment zum Nacherzählen von Geschichten, bei dem mehr als 12.000 Personen gebeten wurden, eine Sammlung von Tausenden Kurzgeschichten mit durchschnittlich 200 Wörtern nachzuerzählen. Für den zweiten Teil der Studie analysierten die Psychologen Millionen von Wörtern aus Belletristik- und Sachbüchern, Zeitungen und hunderten Magazinen aus den Jahren von 1800 bis 2000.
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