Laut Schulmedizin ist die Thymusdrüse ähnlich wie der Blinddarm bei Erwachsenen ein nutzloses Organ. Doch eine neue Studie widerlegt diese Annahme. Forscher fanden heraus, dass die kleine Drüse vor wichtigen Erkrankungen schützen kann. Demnach soll das Organ, das direkt hinter dem Brustbein liegt, teilweise vor Krebs und einem verfrühten Tod schützen können. Auch Autoimmunerkrankungen stehen mit der Drüse in Verbindung. Weiter Einzelheiten erklärt Kameron Kooshesh mit ihrem Team in der Studie, die sie über das „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten.
Eine wichtige Quelle des Immunsystems
Die Thymusdrüse spielte laut bisherigen Annahmen lediglich für Kinder und Jugendliche eine Rolle. Denn hier entsteht das adaptive Immunsystem. Die kleine Drüse lässt die T-Zellen heranreifen, die einen Großteil des Immunschutzes ausmachen.
Die Medizinerin Kooshesh vermutete allerdings, dass das Organ einige Funktionen auch im Erwachsenenalter übernimmt. In ihrer Studie beschreibt sie, dass sich diese im Alter jedoch anders auf den Körper auswirken würden.
„Die Funktion des Thymus bei menschlichen Erwachsenen ist unklar, und die routinemäßige Entfernung des Thymus wird in einer Vielzahl von chirurgischen Eingriffen durchgeführt. Wir haben die Hypothese aufgestellt, dass der erwachsene Thymus benötigt wird, um die Immunkompetenz und die allgemeine Gesundheit aufrechtzuerhalten.“
Um herauszufinden, in welchem Zusammenhang das kleine Organ mit der Gesundheit eines Erwachsenen steht, begann das Team mit weitreichenden Untersuchungen. Die Forscher betrachteten die Krankheitsgeschichte von 1.146 Personen, denen die Thymusdrüse bei einer Herz-OP entfernt wurde. Eine Kontrollgruppe entstand aus Personen, die unter ähnlichen Erkrankungen litten, ihre Drüse jedoch behalten konnten. Diese Daten wurden über fünf Jahre lang miteinander verglichen.
Hohes Risiko für Krebs, Autoimmunerkrankungen und einen frühzeitigen Tod
Über ihre Langzeitstudie konnte das Team genaue Daten ermitteln, die teilweise erschreckende Zahlen offenlegte. Die Wissenschaftler beschreiben, dass Menschen, denen dieses Organ fehlt, ein doppelt so hohes Risiko tragen, an Krebs zu erkranken oder früh zu sterben.
Aus den Daten geht hervor, dass 8,1 Prozent der Personen, denen die Drüse entfernt wurde, bereits nach fünf Jahren verstorben waren. In der Kontrollgruppe waren es lediglich 2,8 Prozent.
Außerdem entwickelten 7,4 Prozent der ersten Gruppe verschiedene Krebserkrankungen. In der Kontrollgruppe litten zum Abschluss der Studie 3,7 Prozent der Personen an Krebs.
Die Forscher beschreiben, dass sie mit ihrer Langzeitstudie bewiesen haben, dass die Thymusdrüse ein sehr wichtiges Organ ist und sie auch bei Erwachsenen weiterhin zu einer gesunden Immunabwehr führt. „In dieser Studie waren die Gesamtmortalität (Sterberate) und das Krebsrisiko bei Patienten, die sich einer Entfernung der Thymusdrüse unterzogen hatten, höher als bei den Kontrollen.“
Das Team wünscht sich, dass sowohl das Organ selbst als auch die Wirkungen auf das Immunsystem weiter untersucht werden.
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