Krebs ist eine der gefürchtetsten Krankheiten überhaupt, auch weil es oft immer noch keine Aussicht auf Heilung gibt. Zwar gibt es Behandlungsmöglichkeiten, doch diese sind meist mit einem schweren Weg verbunden. Ein siebenköpfiges Team aus Medizinern stellte nun einen Zusammenhang zwischen X-, Y-Chromosomen und dem Krebswachstum her. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher vor wenigen Tagen über nature.com.
Verlust von Y-Chromosomen führt zu schwacher Immunabwehr
Die Forscher betrachteten für ihre Analyse zahlreiche Studien zu dem Thema. Dabei stellte sich bereits in der Vergangenheit heraus, dass Männer ein signifikant höheres Risiko besitzen, an Krebs zu erkranken. Grund hierfür ist offenbar auch ein auftretender Mangel an Y-Chromosomen.
Die Forschungsgruppe hinter Hany A. Abdel-Hafiz wollte nun herausfinden, wie genau es hierzu kommen kann. Dafür entwickelten sie eine Untersuchungsmethode, die sie unter anderem an natürlichen Krebs-Zellen durchführten.
„Wir führten eingehende Studien an natürlich vorkommenden Y-Chromosoms-mutierten Blasenkrebszellen sowie solchen mit gezielter Deletion des Y-Chromosoms durch.“
Zunächst testeten sie ihr Verfahren an Mäusen. Dafür züchteten sie künstliche Blasenkrebs-Zellen im Labor heran. Im Anschluss entfernten sie das Y-Chromosom. Nun injizierten sie zwei Gruppen von Mäusen jeweils eine Y-positive und eine Y-negative Injektion.
In den kommenden Monaten untersuchten sie das Wachstum der Krebszellen. Dabei stellten sie fest, dass die Y-negativen Tumore deutlich schneller gewachsen sind, als diejenigen, die ein Y-Chromosom besaßen.
Schlüsselfaktor Immunsystem
Mit dieser ersten Studie konnten die Forscher bereits einen wichtigen Beweis festhalten. Im Anschluss wiederholten sie die Untersuchungen an Mäusen, die keinerlei Immunabwehr besaßen.
Dabei zeigten sich keinerlei Unterschiede zu den verschiedenen Krebszellen. Die Y- positiven und negativen Zellen wuchsen in den Tieren gleich schnell heran. Der Chefautor beschreibt diesen Moment als wichtigen Schlüssel: „Zusammen zeigen diese Ergebnisse, dass Krebszellen mit Y-Chromosomen-Mutationen die T-Zellfunktion verändern, die Erschöpfung der T-Zellen fördern und sie für eine PD-1-gezielte Immuntherapie sensibilisieren.“
Eine nähere Analyse zeigte, dass die Y-Chromosomen an die Wirkung der T-Zellen, welche einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems ausmachen, gekoppelt sind.
Die Forscher sehen in ihrer Untersuchung einen wichtigen Meilenstein in der Krebsforschung. Sie gehen davon aus, dass es in Zukunft weitere Möglichkeiten geben könnten, die Chromosomen als Therapie einzusetzen.So schreiben die Wissenschaftler: „Diese Arbeit bietet Einblicke in die grundlegende Biologie der Y-Chromosom -Mutation und potenzielle Biomarker zur Verbesserung der Krebsimmuntherapie“.