Das Insektensterben bereitet Wissenschaftlern und Naturschützern seit Jahren große Sorgen. Denn auch Menschen sind auf die Arbeit der fliegenden Helfer angewiesen. Um die Gründe für das Aussterben der Tiere, aber vor allem Lösungen zu finden, haben Forscher die Entwicklungen acht Jahre lang beobachtet.
Ihre Ergebnisse und Empfehlungen veröffentlichte die Forschungsgruppe im vergangenen Monat. Aus den Untersuchungen geht hervor, dass das Aussterben der Insekten bereits Einzug in den Naturschutzgebieten Deutschlands erhalten hat. In ihrem Bericht möchten die Biologen sowohl Privatpersonen als auch die Politik dazu aufrufen, nun tätig zu werden.
Langjährige Untersuchungen zeigen dramatischen Rückgang
Für ihre Studie entwickelten die Forscher eine neuartige Methode, um die Tiere anhand der Biomasse bestimmen zu können. Des Weiteren wurde untersucht, wie sich die Pflanzen in den beobachteten Flächen entwickelten. Denn das Pflanzenwachstum lässt ebenfalls darauf schließen, ob vor Ort eine Bienen-Knappheit besteht. Der Fokus lag dabei auf Gebieten, die sich unter Naturschutz befinden.
In ihrer Veröffentlichung schreiben die Wissenschaftler: „Mit dem vom BMBF geförderten und vom NABU koordinierten interdisziplinären Forschungsprojekt DINA (Di- versität von Insekten in Naturschutz-Arealen) wurde von Mai 2019 bis April 2023 die Vielfalt von Fluginsekten bundesweit in 21 Naturschutzgebieten und Flächen des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 erfasst.“
Pestizide sind der Hauptgrund für das Insektensterben
Um herauszufinden, welche Pollenart die Insekten aufnehmen, untersuchten die Forscher unter anderem die Tiere selbst. Dabei zeigte sich, dass die Insekten sowohl an Gartenpflanzen als auch an Ackerbaupflanzen interessiert sind: „Insekten fliegen zur Blüte von Nutzpflanzen, beispielsweise Raps, auf die umliegenden Flächen mit noch unbekannten Einflüssen auf die Insekten mit einem temporären und kurzfristigen Nahrungsüberangebot (sogenannte „mass flowering crops“). Aus den Insektenprobeflaschen konnten Pollen und andere pflanzliche Bestandteile diverser Gartenpflanzen nachgewiesen werden, ein weiterer Hinweis auf die Notwendigkeit umliegende Flächen in die Naturschutzplanung einzubeziehen.“
Die Autoren beschreiben in den Untersuchungsergebnissen, dass sich primär Pestizide sowohl negativ auf die Tiere als auch auf benachbarte Naturschutzgebiete auswirken. „Angrenzende konventionell bewirtschaftete Ackerflächen wirken sich zudem nachteilig auf das Vorkommen gefährdeter Pflanzenarten in benachbarten, geschützten Lebensräumen aus.“
Zwar werden diese Pflanzenschutzmittel nicht direkt auf die geschützten Orte übertragen, dennoch entsteht durch das Ausbleiben der Bestäubung ein erheblicher Nachteil für das Gebiet. Denn die Bienen sind einige Monate lang ausschließlich damit beschäftigt, dieses Überangebot des Ackerbaus zu bestäuben. Die natürlichen Nahrungsquellen „vergessen“ sie dabei. Infolgedessen sterben zahlreiche Bienenvölker, sobald die Ackersaison vorüber ist.
Mögliche Schutzmaßnahmen
Die Forschungsgruppe betont in ihrem Bericht, dass es nun Zeit sei, etwas zu unternehmen. Sie fordern eine „akzeptierte und praxistaugliche Lösung für diese Herausforderung. Diese erfordert daher die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft, Behörden, Politik und Zivilgesellschaft.“
Als ersten Schritt empfehlen sie eine drastische Einschränkung der Pestizide. „Wirksamer Insektenschutz muss nicht nur die Flächen im Gebiet, sondern auch in der unmittelbaren Umgebung in die Entwicklung von Schutzmaßnahmen einbeziehen.“ Die Autoren gehen davon aus, dass diese Maßnahmen bereits im kommenden Jahr eine Wirkung zeigen könnten.
Photo by Gaurav Kumar