In Deutschland fanden sich Zecken bisher nur in bestimmten Regionen und vorwiegend zu einer Hauptsaison. Das Robert Koch-Institut warnt nun davor, dass sich die Tiere nun jedoch in ganz Deutschland ausbreiten. Der Grund dafür ist das veränderte Klima. Die Forscher beobachten die Entwicklungen bereits seit mehreren Jahren. Derzeit scheinen sich diese jedoch dramatisch schnell weiterzuentwickeln.
Klima begünstigt Zecken-Vielfalt
Die Erderwärmung vergrößert den Lebensraum der Zecke. Durch die günstigen Bedingungen konnten sich die kleinen Blutsauger innerhalb der vergangenen vier bis fünf Jahre deutlich vermehren. Dabei spielt auch ihre aktive Zeit innerhalb des Kalenderjahres eine Rolle. So werden die Zeiträume, in der Zecken auch Menschen beißen, immer größer. Das kann schwere Folgen haben, denn die kleinen Insekten sind dafür bekannt, insbesondere FSME zu übertragen.
Aus dem aktuellen Bericht des RKIs geht hervor, dass es nun nicht mehr einzelne Risikogebiete sind, in denen die Zecken das FSME übertragen können. So besteht fast bundesweit ein Risiko, von einer Zecke gebissen zu werden. So heißt es in dem Bericht: „In Deutschland besteht ein Risiko für eine FSME-Infektion vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.“
Die Ausbreitung könnte zu einer Epidemie führen
Die Entwicklungen sind gar so drastisch, dass eine Epidemie droht. Denn die Zahl der FSME Fälle nimmt drastisch zu: „Im Jahr 2022 wurden insgesamt 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, die die Referenzdefinition des RKI erfüllten (Stand: 16.01.2023). Dies entspricht einer Zunahme von 30 % gegenüber dem Wert im Vorjahr (421 FSME-Erkrankungen).“ Die Fallzahlen stiegen somit verhältnismäßig zum Zeckenbestand in Deutschland.
Die Mehrheit der Erkrankten war laut Bericht nicht gegen die „Zeckenkrankheit“ geimpft. Aufgrund der Entwicklungen empfiehlt das RKI nun aktiv die Impfung gegen FSME: „Die Mehrzahl (98 %) der 2022 übermittelten FSME-Erkrankten war gar nicht oder unzureichend geimpft, d. h. die Grundimmunisierung war unvollständig oder Auffrischimpfungen fehlten.“
Eine Impfung könnte das Risiko eines schweren Verlaufs der Krankheit deutlich reduzieren. Unter anderem entwickeln sich untypische Symptome bei Kindern: „Inzwischen wissen wir, dass die FSME auch bei Kindern einen schweren Verlauf nehmen kann. Hier wird häufig von einem uncharakteristischen Krankheitsbeginn berichtet, der immer wieder zu verspäteten Diagnosen oder selbst zu Fehldiagnosen führen kann.“ Familien, die viel in der Natur unterwegs sind, sollten also zeitnah mit ihrem Kinderarzt über eine FSME Impfung sprechen.
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