Besonders während den Sommermonaten sind Zecken gefürchtet. Über ihren Speichel können sie die Nervenerkrankung Borreliose übertragen. Ein Biss reicht dabei aus, um das Leben eines Menschen oder Haustieres auf den Kopf zu stellen. Nun breitet sich offenbar eine weitere Viruserkrankung aus, die von den kleinen Spinnentieren übertragen wird. Darüber berichtete zunächst das Schweizer Zentrum für Reisemedizin. Doch auch die deutschen Behörden sind dem sogenannten Alongshan-Virus (ALSV) bereits auf der Spur. Die Hochschule Hannover veröffentlichte im Fachmagazin Microogranisms eine Studie, in der sie die Ausbreitung analysieren.
Erste Fälle in Deutschland
Die Chefautorin Cara Leonie Ebert und ihre Kollegen erläutern in der Veröffentlichung den Verlauf der Erkrankung: „Es wurde gezeigt, dass die neu entdeckte Gruppe von Jingmenviren eine Vielzahl von Wirten infiziert und mit fieberhaften Erkrankungen beim Menschen in Verbindung gebracht wurde.“
Erste Fälle würden demnach durch die in Deutschland weitverbreitete Zecken-Arten übertragen. „Während einer Untersuchung auf Jingmenviren bei Zecken aus Niedersachsen in Deutschland wurde das Alongshan-Virus in Ixodes spp. Zecken identifiziert“, so die Forscher.
Die Wissenschaftler beschreiben weiterhin, dass die Zecken die Erkrankung genauso wie Borreliose über ihren Speichel übertragen können. Der Großteil des Speichels wird dabei nicht beim eigentlichen Biss an den Wirt übertragen. Mediziner und Forscher gehen davon aus, dass das giftige Sekret erst dann in die Wunde eintritt, wenn die Zecken mit ihrer Mahlzeit fertig sind und wieder „absteigen“ möchten.
Zecken verbreiten sich schneller und weiter
Neben ersten Fällen in Deutschland gab es bereits in Finnland, Frankreich, der Schweiz und Russland ALSV-Erkrankungen, die über eine Zecke übertragen wurden. Die Forscher der Universität in Hannover nutzen ihre Studie, um zu erklären, wie es zu dieser Verbreitung gekommen ist. Demnach seien zahlreiche Tiere durch den Klimawandel gezwungen, umzusiedeln, was den gesamten Lebensraum deutlich vergrößert hat. Zudem verlängere sich die Zeit, in der die Spinnentiere aktiv sind.
Das könnte in Zukunft eklatante Folgen haben, wie die Chefautorin Ebert beschreibt: „Das Auftreten neuer Krankheiten ist eine zunehmende Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier. Weltweite Veränderungen, wie der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt, können die Ausbreitung von Infektionskrankheiten erleichtern, da diese Faktoren kompetente Wirtsarten begünstigen können. Darüber hinaus erhöhen Handel und Reisen auch das Risiko, Krankheitserreger in neue Gebiete einzuführen.“
Aktuell müsse die weitere Ausbreitung genau beobachtet werden. Je nach Verlauf wäre es möglich, dass die Medizin künftig an einem Impfstoff gegen den ALSV-Virus arbeitet.
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