Die Tiefsee ist eine menschenfeindliche Region, die in großen Teilen noch vollkommen unerforscht ist. Dennoch wagen sich Wissenschaftler immer wieder mit neuer Technologie in die Tiefe und entdecken dort neue Tierarten.
Emily L. Mclaughlin und ihren Kollegen Nerida Wilson und Greg Rouse entdeckten nun ein bisher unbekanntes Tier, das sowohl einer Qualle und gleichzeitig einem Tintenfisch ähnelt. In einer Studie, die das Team aus Meeresbiologen über Csiru veröffentlichte, beschreiben sie, was die Kreatur so besonders macht.
Federkreatur im kalten Südpolarmeer
Das Forschungsteam entdeckte den eigenartigen Meeresbewohner im Jahr 2017. Er wurde mit einem Schleppnetz gefangen, das über den Meeresgrund des Südpolarmeeres gezogen wurde.
Die Forscher beschreiben, dass diese Expeditionen bereits seit dem Jahr 2008 stattfanden und das Ziel hatten, neue Tierarten, die in der Tiefsee leben, zu entdecken. In ihrer Studie schreiben sie von einer aufwendigen Suche: „Die weite Natur des Ökosystems der Antarktis und des südlichen Ozeans diktiert eine großangelegte Probenahme, um das volle Ausmaß der biologischen Vielfalt zu verstehen.“
https://twitter.com/Visionaledge/status/1696559985721856363
Das neu entdeckte Tier besitzt 20 lange Arme, die an die Tentakel eines Tintenfischs erinnern. Diese sind jedoch nicht mit Saugnäpfen oder anderen Greifwerkzeugen bestückt, sondern mit Federn geschmückt. Die Chefautorin Mclaughlin gab dem Tier den Namen Promachocrinus fragarius, was auf Deutsch so viel wie „Erdbeerfederstern“ heißt. Sie legte sich auf diese Benennung fest, nachdem die Federn der Tiere unter dem Mikroskop betrachtet wurden – denn sie ähneln einer Erdbeere.
Bisher unentdeckte Art mit besonderen Fähigkeiten
Die Forscher beschreiben in ihrer Studie, dass nicht nur die Federn, sondern auch die Anzahl der Fangarme eine Besonderheit darstellt. Andere Tiere, die ebenfalls zu der Gattung der wirbellosen Taxa gehören, leben nicht nur in der Tiefsee, sondern auch in Korallenriffen. Sie besitzen jedoch nur zehn Fangarme.
Die „Arktik-Erdbeeren“ bewegen sich mit leichten Bewegungen durch das Wasser, die einem Flügelschlag ähneln. Die sogenannten Cirren dienen dabei als Flossen und sind außerdem mit feinen Härchen ausgestattet, die das Wasser während den Bewegungen filtern. An ihnen bleibt unter anderem Plankton hängen. Dementsprechend sind die Tiere ein wichtiger Teil des Ökosystems, in dem sie leben.
Die Forscher gehen davon aus, dass es noch weitere Tiere dieser Gattung gibt, die bislang nicht entdeckt wurden. Über weitere Fang-Expeditionen möchten sie noch andere Arten an Land bringen und erforschen.
Bild von Andrea Spallanzani auf Pixabay