Aufgrund des Klimawandels und dessen schweren Folgen verändert sich der Planet Erde zunehmend. Das betrifft sowohl Menschen als auch Tiere. Ein großes Massensterben ist möglicherweise bereits im Gange. Laut einem Forschungsteam der Universität Ulm könnten bald auch Erdmännchen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten stehen. Alice Risely und Nadine Müller-Klein fassten neue Erkenntnisse über den Lebensraum der Tiere und wie er sich auf das Leben der Nager auswirkt, in einer Studie zusammen.
Gefährliche Darm-Entwicklung
Die Wissenschaftler beschreiben, dass zahlreiche Säugetiere vermehrt in ihrem Darm Krankheitserreger und vielseitigere Bakterien anhäufen. Grund hierfür: das trockenere Klima. Demnach werden viele frei lebende Tiere häufiger krank und sterben früher. Dieses Phänomen ist auch bei Erdmännchen zu beobachten, wie Chefautorin Risely beschreibt: „In den letzten zwei Jahrzehnten haben wilde Erdmännchen, die die Kalahari bewohnen, einen rasch steigenden Temperaturanstieg erlebt, der mit der Ausbreitung von Tuberkulose (TB) zusammenhängt.“
Wie stark die Kolonien der Erdmännchen bereits von dem Anstieg der Infektionen betroffen sind, wollte das Forschungsteam nun über eine einfache Untersuchung herausfinden. Dafür sammelten sie den Kot der Tiere ein. Das Team beschreibt, dass sich die kleinen Nager in Kalahari für diese Studie besonders gut geeignet haben. Denn sie sind von einem sehr trocknen und warmen Klima betroffen.
Kontaminierte Kot-Proben zeigen Ungleichgewicht
Die Biologen reisten also nach Kalahari und nahmen 235 Kot-Proben von verschiedenen Tieren. Um die aktuellen Daten vergleichen zu können, griffen sie außerdem auf bereits vorhandene Daten von über 1141 Kotproben aus den Jahren 1997 bis 2019 zurück.
Die Ergebnisse zeigen, dass bereits vor 20 Jahren kontaminierte Kot-Proben gesammelt wurden. Die Tiere waren mit einem gefährlichen Erreger infiziert, schienen damit jedoch überleben zu können. Denn die Anzahl an gesunden Milchsäurebakterien, die für die Bekämpfung von Bakterien im Darm notwendig sind, war damals noch sehr hoch. Im Vergleich zu heute, war der Darm der Tiere also trotz Bakterien noch in einem gesunden Gleichgewicht. Das ist heute anders. Das Team berichtet hier von einer Verschiebung: „Die fäkale Mikrobiota dieser Population wurde mit zahlreichen Bakterien angereichert, während die Milchsäurebakterien (LAB) verarmt wurden. HIerzu zählt auch eine Gruppe von Bakterien, darunter Lactococcus und Lactobacillus, die als Darm-Verweigerer gelten.“
Mit diesem Ungleichgewicht im Verdaungstrakt können sich die Tiere nicht mehr gegen die Vielzahl an Erregern wehren. Das Forschungsteam geht entsprechend davon aus, dass die Erdmännchen in dieser Region in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren aussterben könnten.