Bakterien oder Viren sind dafür bekannt, sich regelmäßig zu verändern. Nur so können sie sich dauerhaft ausbreiten. Bei Schimmelpilzen war eine solch schnelle Evolution bislang unbekannt. Dabei können auch sie bei vorerkrankten Menschen schwere Erkrankungen auslösen. Nun fanden Wissenschaftler heraus, dass sich die Pilze in der Vergangenheit stark angepasst und teilweise sogar menschliches Mikrobiom angenommen haben. Mohammed Mirhakkak und seine Kollegen veröffentlichten zu diesem Thema eine Studie im Wissenschaftsmagazin Nature Communications.
Weit verbreiteter Schimmelpilz
Schimmelpilze können gefährliche Erreger sein, die Menschen und Tiere krank machen können. In einzelnen Fällen kann eine Infektion auch tödlich enden. Das liegt daran, dass die rätselhaften Lebewesen einen Stoffwechsel besitzen, der es ihnen erlaubt, auch in einem fremden Körper weiterzuwachsen.
Chefautor Mirhakkak beschreibt, dass der Aspergillus fumigatus ein besonders gefährlicher Erreger ist: „Aspergillus fumigatus, ein opportunistischer menschlicher Erreger, infiziert häufig die Lungen von Menschen mit zystischer Fibrose und ist eine der häufigsten Ursachen für den Tod durch Infektionskrankheiten bei immungeschwächten Patienten.“ Der weitverbreitete Schimmelpilz greife dabei Herz, Lunge, Nieren und die Haut der betroffenen Patienten an. Da es über 250 verschiedene Stämme dieser Erreger gibt, ist er besonders gefährlich und schwer zu behandeln.
Schimmelpilze mit schnellem Stoffwechsel
Die Wissenschaftler waren für ihre Studie auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie sich der Erreger weiterentwickelt. Dafür untersuchten sie verschiedene Stämme des Schimmelpilzes und verglichen ihre Genome miteinander. Dabei wurde das Forschungsteam überrascht. Denn ein nicht unerheblicher Teil des Genoms ähnelte dem von Schimpansen und Menschen.
Mirhakkak beschreibt diese Übereinstimmungen wie folgt: „Die Modelle zeigen, dass 23,1 % der Stoffwechselreaktionen von A. fumigatus nicht über Stämme hinweg konserviert werden und hauptsächlich mit dem Aminosäure-, Nukleotid- und Stickstoffstoffwechsel verbunden sind.“
Weiter erläutert er, dass sich die Stämme zwar sehr voneinander unterscheiden würden, jedoch allesamt deutlich sichtbar an den Menschen angepasst haben. Eine Veränderung, die das menschliche Genom kopiert, erleichtert es für die Erreger, sich auf ihrem Wirt auszubreiten. Die Wissenschaftler beschreiben, dass es der Aspergillus fumigatus der Medizin damit besonders schwer mache. Sowohl das Erkennen als auch das Behandeln einer solchen Erkrankung wird durch diese Wandlungsfähigkeit sehr erschwert. In Zukunft seien laut den Wissenschaftlern zielgerichtete Untersuchungen notwendig, die Möglichkeiten entwickeln, um die spezifischen Stämme der Pilze eindämmen und abschwächen zu können.
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