Während der Coronapandemie kam immer wieder die Frage auf, ob auch Tiere an dem Virus erkranken können. Haustierbesitzer fürchteten, sich bei ihrem Hund oder ihrer Katze anstecken zu können, oder die Erkrankung an ihre Vierbeiner weiterzugeben. Wissenschaftler untersuchten den Verlauf der Ansteckungen auch bei Wildtieren.
In den USA zeigte eine Studie zu dem Thema nun, dass besonders Hirsche zahlreiche verschiedene Virus-Varianten in sich tragen. Sechs Forscher der University Cornell werteten zahlreiche Proben der Tiere aus.
Weißwedelhirsche besonders häufig betroffen
Der Fokus der Untersuchungen lag auf Weißwedelhirschen. Denn diese in Nordamerika ansässigen Hirsche schienen den Virus häufiger in sich zu tragen als andere Tiere. Die Forscher nahmen während der Pandemie rund 5.400 Gewebeproben von Weißwedelhirschen, die bei der Jagd erlegt wurden. Die Ergebnisse waren sehr deutlich. Rund 20 Prozent der untersuchten Tiere trugen den SARS-CoV-2 Erreger in sich.
Die Forscher kommentieren: „Zusammen zeigten diese Ergebnisse einen signifikanten Anstieg der Prävalenz der SARS-CoV-2-Infektion zwischen den Saisons 2020 und 2021 und zeigen eine breite Verbreitung des Virus […].“
Hirsche dennoch kein Pandemie-Treiber
Im Anschluss ging es bei den Untersuchungen darum, herauszufinden, welche Virus-Variante die Tiere in sich trugen. Dadurch wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie sich der Erreger von Mensch zu Tier oder andersherum verbreitet.
Dabei stellten sie schnell eine Verbindung zu den ersten Varianten her, die zu Beginn der Pandemie die dominantere Form war: „Unsere Analyse deutet auf das Auftreten mehrerer Spillover-Ereignisse (Mensch zu Hirsch) der Alpha- und Delta-Linien mit anschließender Übertragung von Hirsch zu Hirsch und Anpassung der Viren hin. Der Nachweis von Alpha- und Gamma-Varianten in den Hirschen lange nach ihrer breiten Zirkulation beim Menschen in NY deutet darauf hin, dass die Hirsche als Reservoir für Wildtiere dienen können, die nicht mehr beim Menschen zirkulieren.“
Die Schlussfolgerung der Forscher heißt also, dass sich die Hirsche vermehrt bei Menschen angesteckt haben. In die andere Richtung sei diese scheinbar nicht möglich gewesen oder nur sporadisch vorgekommen. Der Verzehr von Wildfleisch sei indes unbedenklich. Bei der Zubereitung des Fleisches könnten die Viren nicht überleben.
Mutierte Virus-Varianten entdeckt
Bei den Untersuchungen stellten die Forscher außerdem fest, dass sich der Virus unter den Hirschen weiterhin verändert hat. Ähnlich wie es während der Pandemie bei den Menschen zu beobachten war, zeigen sich hier schnelle Entwicklungen. Die Autoren schreiben in ihrer Studie, dass sich einige Unterschiede zu den bisher bekannten Varianten zeigten: „Die viralen Sequenzen aus den Hirschen unterscheiden sich inzwischen von den RNA-Sequenzen der aus Menschen isolierten SARS-CoV-2-Stämme“.
Bei ihren Forschungen fanden die Wissenschaftler rund 70 neue Varianten des Coronavirus. Zwar möchte das Team keine Angst auslösen, in ihrer Studie betonen sie jedoch, dass es wichtig sei, diese Untersuchungen zu beobachten.